© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/15 / 11. Dezember 2015

Alle eint ihre Ablehnung des Christentums
Peter Bickenbach nimmt stellvertretend für religiös-weltanschauliche Strömungen Odin, Buddha, Pan und Darwin aufs Korn
Gerd Gatow

Beim Arnshaugk Verlag ist jüngst die zweite erweiterte Auflage des Buches „Odin, Buddha, Pan und Darwin – das Neuheidentum“ von Peter Bickenbach erschienen, das im konservativ-intellektuellen Milieu für Kontroversen sorgte.

In der Tat bietet es Diskussionsstoff in bezug auf die kulturpolitischen Verlautbarungen über die europäische Identität von den „Identitären“ bis hin zu Pegida. Sind des „Abendlandes“, Europas und so auch Deutschlands kulturelle Wurzeln heidnisch, christlich, jüdisch, heidnisch-christlich oder jüdisch-christlich; haben sie von allem etwas oder schließt das eine das andere aus?

Der Autor artikuliert von einem eindeutig protestantischen Standpunkt aus eine klare Verurteilung „neuheidnischer“ Bewegungen, welche sich gern als Opposition gegen westliche Globalisierung oder „One World“-Ideologie zeigen. Dies sei jedoch eine Schein-Opposition. Die Berufung auf heidnische Wurzeln täusche über den angeblich modernistischen Grundzug dieser vielfältigen Strömungen hinweg. Die Grundaussage des Buches tendiert dahin, daß neopagane Protagonisten in ihrer Polemik unfreiwillig und unbewußt Stichwortgeber kirchenpolitischer Agitation (wie der Begriff des „Judeochristentum“) seien. Bickenbach legt den Verdacht nahe, daß diese Gruppen, „in der Absicht, eine Fremdherrschaft abzuschütteln, eine solche letztlich festigen“. Dabei versucht er, einige populäre Irrtümer und zeitgenössische Darstellungen über Christentum, Judentum und Heidentum richtigzustellen.

Verurteilung der politisch-korrekten „Systemkirchen“

Die vier Namen im Buchtitel sollen das weltanschauliche Spektrum der sehr unterschiedlichen Gruppen umreißen. Odin steht für die Verherrlichung germanisch-kämpferischer Mannestugend kontra „christlichen“ Pazifismus. Mit „Buddha“ ist nicht nur die entsprechende Weltreligion gemeint, sondern etliche asiatische Weisheitslehren, meditative Praktiken, Esoterik usw., Pan bedeutet die Abkürzung für Pantheismus, der bei Ökologikern verbreitet ist. Darwin soll für Vertreter einer besonders rational-biologistischen Richtung innerhalb germanisch-religiöser Gruppen stehen, die tendenziell sozialdarwinistisch argumentieren. Ihr gemeinsamer Nenner sei jedoch die Ablehnung des Christentums als „Fremdimport“ für Europa. Die ausgewählten Aussagen mancher ideologischer Vertreter der kritisierten Richtungen sind aber nicht selten so gewählt, daß sie Bickenbachs Polemik gut zupaß kommen. Es wäre hier eine nüchternere und differenziertere Betrachtungsweise geeigneter gewesen, als diese manchmal zu holzschnittartige Gegenüberstellung.

Ein besonderes Gewicht legt der Verfasser auf seine theologischen Ausführungen im letzten Kapitel. Hier fällt seine Verurteilung der politisch-korrekt unterwanderten „Systemkirchen“ (wohlgemerkt als Christ) fast noch vernichtender aus. Fälschung und Original sollen hier unterschieden werden – liegt doch gerade darin für Bickenbach die Hauptursache dafür, daß viele Menschen sich anhaltend vom Christentum abwenden.

Peter Bickenbach: Odin, Buddha, Pan und Darwin. Das Neuheidentum. Arnshaugk Verlag,  Neustadt an der Orla 2015, gebunden, 292 Seiten, 19,80 Euro