© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/15 / 11. Dezember 2015

Pflegenotstand nicht durch Zuwanderung zu beheben: Anwerbung mit Goldrand
Effekte nur auf das Lohnniveau
(wm)

Einer Ende Oktober veröffentlichten Umfrage des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft zufolge sind nur etwa zwei Prozent der 950.000 illegalen Einwanderer dieses Jahres in den deutschen Arbeitsmarkt integrierbar. Eine Zahl, die eine alte Erfahrung bei der Rekrutierung von qualifiziertem Gesundheitspersonal bestätigt. Auf diesem Sektor gilt seit 2010 ein WHO-Verhaltenskodex, der die Vertragsstaaten verpflichtet, primär einheimisches Personal auszubilden und keine Fachkräfte in Ländern vornehmlich des globalen Südens abzuwerben, deren Gesundheitssysteme unter chronischem Personalmangel leiden. So darf die Bundesregierung in 57 Ländern, die Ärzte- und Pflegermangel im Gesundheitssektor aufweisen, keine Arbeitskräfte locken. Da die krisenhaft unterversorgten Philippinen aufgrund einer trickreichen Legaldefinition aber nicht dazu zählen, können dort seit 2013 mittels eines subventionierten „Anwerbeprogramms mit Goldrand“ Pflegerinnen rekrutiert werden. Für den Entwicklungshelfer Heino Güllemann beheben solche Projekte nicht den durch forcierte Privatisierung „politisch gewollten, hausgemachten Pflegenotstand“ hierzulande (Welt-Sichten, 10/2015). Im Gegenteil: Zuwanderung berge das Risiko, durch Lohnsenkung und geringere Arbeitsqualität die Attraktivität des Pflegeberufs zu mindern und somit Personalprobleme zu verschärfen.  


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