© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/15 / 11. Dezember 2015

Waffenrecht ändern?
Menschen statt Schafe
Henning Lindhoff

Niemand stoppte die Mörder von Paris rechtzeitig. 1.500 Konzertbesucher und zahlreiche Musiker, Mitarbeiter und Sicherheitsleute konnten sich dem tierisch meuchelnden, winzigen Grüppchen von drei maskierten Psychopathen nicht entgegenstellen. Sie waren hilflose Schäfchen im Schlachthaus. Warum? Sie alle waren unbewaffnet. Und dazu verdammt, auf einen edlen Retter zu hoffen.

Sicherlich, nun wie Donald Trump nach vorne zu preschen und eine Bewaffnung aller Menschen zu jeder Zeit anzumahnen, mag etwas drastisch daherkommen und für viele Ohren auch recht bedrohlich wirken. Doch weitere rechtliche Hürden für den Kauf und Besitz von Waffen zu errichten, wie es aktuell wieder einmal die EU-Granden planen, geht völlig am Ziel vorbei. Denn dieses kann nur lauten, die Menschen selbst wieder wehrhafter zu machen. Die Menschen selbst müssen wieder in die Verantwortung genommen werden für ihre Sicherheit und die ihrer Liebsten.

Die Anschläge von Paris haben gezeigt, daß der Staat als zentrale Ordnungs- und Schutzmacht beim besten Willen und trotz aller gutgemeinten Anstrengungen keine hundertprozentige Sicherheit seiner Bürger garantieren kann. Und keine einzige Budgeterhöhung für Geheimdienste, Militärs und Polizeieinrichtungen wird Terror und Mord jemals verhindern oder gar ausschließen können. Es ist unmöglich. Keine Behörde und keine Organisation kann zu jeder Zeit alle notwendigen Informationen besitzen. Dies gilt auch und vor allem dann, wenn Leib und Leben einzelner Bürger bedroht sind.

Doch wie kann eine Lösung aussehen? Vielleicht doch wie die Forderung Donald Trumps? In jedem Falle zielt sie in die richtige Richtung. Eine radikale Liberalisierung von Waffenkauf und -besitz würde es jedweder kriminellen Bande enorm erschweren, ihren Impulsen freien Lauf zu lassen. Dabei darf es nicht nur um einzelne Paragraphen und Stellschrauben gehen. Der Besitz und Erwerb von Waffen und Munition muß wieder jedem unbescholtenen Bürger ermöglicht werden.

Welcher Mörder würde sich noch trauen, eine Machete oder Feuerwaffe zu ziehen, wenn hinter jedem Vorhang eines jeden Hauses ein stolzer Redneck mit einer abgesägten Winchester lauern könnte? Welcher Kleinkriminelle würde sich noch trauen, einen alten Mann auf offener Straße zu überfallen, wenn der nächste Passant bereits wirksam Gegenwehr leisten könnte? Haben die Menschen das Recht, sich wieder selbst zu verteidigen, wächst die Größe einer Polizeieinheit ins Unermeßliche. Zu jeder Zeit. An jedem Ort.

Die Bürger haben nicht nur dann das Recht, sich wehrhaft zu machen, wenn der Staat offensichtlich versagt. Andernfalls sind die bewaffneten Bösen stets im Vorteil. Sie halten sich nicht an die Gesetze, an die sich die entwaffneten Guten klammern.

Daß sich viele Bürger aktuell aufgrund der sich verschärfenden Asylkrise mit Waffen auszustatten versuchen, zeigt ihre zunehmende Verunsicherung, ist aber kein Grund, die Notwendigkeit eines jederzeit geltenden Waffenbesitzrechts in Frage zu stellen. Die Bürger haben nicht nur dann das Recht, sich wehrhaft zu machen, wenn der Staat offensichtlich versagt und nahezu kapituliert. Andernfalls sind die bewaffneten Bösen stets im Vorteil. Sie halten sich nicht an die Gesetze, an die sich die entwaffneten Guten klammern.

Es stimmt natürlich. 1.500 bewaffnete Menschen in meinem Theater hätte ich als Betreiber des Pariser Bataclan auch niemals gewollt und zugelassen. Aber in einer besseren Welt ohne die versklavenden Restriktionen des Waffenrechts hätte ich meine Sicherheitsleute schwer bewaffnen können. Auf eigene Kappe, ohne Hilfe des Staates. Die asozialen Mörder wären gestorben, kurz nachdem sie die ersten Schüsse abgefeuert hätten. Garantiert.

Mischt sich eine Regierung nicht in die Sicherheitsvorkehrungen ihrer Bürger ein, wird Sicherheit auch wieder zu einem relevanten Bewertungskriterium. Dienstleister, die ihre Kunden schützen und kriminelle Taten wirksam verhindern können, werden sich eines regen Zulaufs erfreuen. Sie werden ihre Kunden effektiver schützen, als es eine öffentlich-rechtliche Einrichtung jemals könnte.

In einer solchen Welt hätten die Opfer nicht blutend im ersten Stock des Bataclan gelegen. Sie hätten nicht um Erlösung durch die Staatsmacht betteln müssen. Sie wären keine Schafe geworden in einem Schlachthaus, sondern Menschen geblieben – in Freiheit und Verantwortung.






Henning Lindhoff, Jahrgang 1982, stieg ins Berufsleben als Sozialarbeiter ein und ist heute stellvertretender Chefredakteur der libertären Zeitschrift Eigentümlich frei. Auf dem Forum plädierte er zuletzt dafür, das Ehegatten-Splitting auch auf die Homo-„Ehe“ auszudehnen („Gut ist, was die Steuerlast senkt“,     JF 28/15).