© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/15 / 04. Dezember 2015

51,6 Prozent der Stimmbürger sagen nein zu Olympia
Hamburg wird es überleben
Ronald Gläser

Muß das jetzt wirklich sein? Gibt es nichts Wichtigeres? Jemand, dessen Dach brennt, der plant keinen Anbau, sondern er löscht erst mal. Frauen, die keinen Mann und keinen Job haben, verschieben den Kinderwunsch auf später. Ein Handwerker, der seine Termine nicht einhalten kann, nimmt keine weiteren Aufträge an. 

So verhalten sich vernünftige Menschen. Auch die Hamburger haben rational entschieden, als sie über Olympia abgestimmt haben. Der Stadt bleibt nun ein Großprojekt erspart, das es in sich gehabt hätte: eine neue Olympiastadt mitten im Hafen. Kosten in Milliardenhöhe. Hier sind die wichtigsten fünf Gründe, warum das hanseatische Nein richtig war: Die Olympischen Spiele sind ein Elitenprojekt, und davon haben die Deutschen genug. Euro und Eurorettung, Energiewende und Klimawandel waren Vorläufer für die Masseneinwanderung, über die die Deutschen auch gerne abstimmen würden wie über Olmypia, aber nicht dürfen. Also sagen sie da nein, wo es die Eliten ihnen gnädig erlauben.

Olympia 2024 wäre für Hamburg zum Finanzdesaster geworden. Siehe Elbphilharmonie: Kosten auf offiziell 789 Millionen Euro vervielfacht, Fertigstellung um Jahre verzögert. Die „Olympia City“ sollte vis-à-vis zur teuren Musikhalle entstehen – Hamburger Politiker denken offenbar, Frechheit siegt. Das Nein war kein Einzelfall. Olympiabewerbungen wurden auch schon von den Münchnern und Berlinern abgelehnt. Olympia wird auch wegen anderer Probleme im Spitzensport kritisch gesehen: gedopte Atlethen, gekaufte Fifa-Entscheidungen. Millionen für Funktionäre. Die Bürger haben es satt, auch dafür noch zahlen zu müssen. 

Olympia löst anders als Fußball keine Massenbegeisterung aus. Die Einschaltquoten sind niedriger, Fanmeilen gibt es nicht. Gäbe es sie, wären sie leer. Warum also so ein Risiko eingehen? Hamburg ist sich selbst genug. Die Metropole ist weltoffen und wirtschaftsstark. Sie braucht die Spiele nicht. Die Hanseaten haben eine nüchterne Entscheidung getroffen, die sie nicht bereuen müssen.