© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/15 / 04. Dezember 2015

„Zwarte Piet siegt an allen Fronten“
Niederlande/Belgien: Nach Jahren der Agitation gegen Sinterklaas und seine schwarzen Begleiter erscheint der Protest erlahmt
Mina Buts

Mitte November landet der heilige Sankt Nikolaus (Sinterklaas) mit seinen Helfern, den „Zwarten Pieten“ per Boot an. Für die niederländischen und belgischen Kinder ist diese Ankunft immer ein Höhepunkt im Jahr. Sie säumen die Straßen, Nikolaus und seine Begleiter verteilen Pfeffernüsse an die wartenden Kinder. Drei Wochen lang geht es von da an von Stadt zu Stadt, überall wird Nikolaus freudig empfangen, die Kinder jubeln ihm und den „Zwarten Pieten“ zu, bis sie dann von diesen am Nikolaustag mit Geschenken überhäuft werden.

In den vergangenen Jahren allerdings war die Freude an den „Zwarten Pieten“ getrübt. Schwarze Gesichter, rotgeschminkte Lippen und übergroße goldene Ohrringe könnten vielleicht ein rassistisches Stereotyp darstellen, so das Anti-Rassismus-Komitee CERD der Vereinten Nationen. Dieses forderte entsprechend zwar nicht die Abschaffung der Pieten, allerdings müßten dessen „rassistische Züge“ verändert werden. 

Das war natürlich Wasser auf die Mühlen der Piet-Gegner, die sich schon seit Jahren an der dunklen Schminke, die sie als eine Verulkung der schwarzen Hautfarbe sehen, stören. Im vergangenen Jahr war die Stimmung sogar so aufgeheizt, daß es noch während der Ankunft des St. Nikolaus gewalttätige Auseinandersetzungen der Piet-Gegner mit der Polizei gab. 

In diesem Jahr war davon wenig zu spüren. Gerade einmal 200 Menschen fanden sich in der niederländischen Stadt Meppel ein, wo der Nikolaus in diesem Jahr zum ersten Mal gesichtet wurde. Zwar war ihnen ein prominenter Platz in der ersten Reihe zugewiesen worden, doch mit ihren Rufen „Kick off Zwarte Piet“ und „Rott op Zwarte Piet“ (Hau ab) konnten sie sich gegenüber den Tausenden, die die Straßen säumten, nicht durchsetzen.  

Zwar ist Zwarte Piet aus den öffentlichen Grundschulen einiger niederländischer Großstädte wie Rotterdam, Den Haag und Utrecht verbannt worden, zwei Drittel aller Schulen halten allerdings am Zwarten Piet in seiner ursprünglichen Fassung fest. Das politisch unkorrekte Internetmagazin „Geenstijl“ frohlockt: „Zwarte Piet siegt an allen Fronten. Er ist zurück und schwärzer denn je.“

Tatsächlich haben etliche Warenhausketten, die in den vergangenen Jahren nach heftigen Debatten den „Zwarten Piet“ ausmustert hatten, diesen nun  wieder im Programm. Albert Heijn, einer der führenden Discounter, erklärte, der Zwarte Piet sei „untrennbarer Bestandteil der Nikolauskultur“ und daher nun auch wieder erhältlich. Auch bei Blokker und Jumbo, zwei weiteren Ladenketten, gibt es ihn wieder in schwarz, aber „ohne goldene Ohrringe und rote Lippen“. 

Auch der private Fernsehsender RTL erkannte den „Wunsch der breiten Mehrheit der Niederländer“, Piet bleibe schwarz. Unterstützung für Piet kommt auch von wissenschaftlicher Seite. Gerrit Breeuwsma, Psychologe an der Uni Groningen erklärte: „Es ist gesünder für die Kinder, wenn die Erwachsenen aufhören, sich so albern aufzuführen. Sie sollten sich lieber fragen, ob es nicht verwirrend für die Kinder ist, wenn sie sich immer so über ein Kinderfest aufregen.“

Belgiens Zwarte Piet ist bislang übrigens deutlich weniger hinterfragt worden. Koen Kennis, Abgeordneter der N-VA in Antwerpen, bot dann auch gleich Asyl für die Piet-Befürworter an: „Kommt nach Antwerpen, hier bleibt der Piet einfach schwarz.“