© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/15 / 04. Dezember 2015

Aufgeschnappt
Querschüsse ohne Paß
Matthias Bäkermann

Der berühmte rote Paß mit dem weißen Kreuz: Auch Nancy Holten wollte endlich das begehrte Schweizer Dokument in ihren Händen halten, nachdem sie seit dreißig Jahren in Gipf-Ober-frick im Kanton Aargau lebt und auch ihre Kinder dort aufwachsen: „Ich bin Schweizerin, alles andere wäre verkehrt“, erklärte die 41jährige Niederländerin noch vor einer Woche gegenüber der Aargauer Zeitung ihr Anliegen. 

Und obwohl sich der Gemeinderat positiv zur ihrer Einbürgerung ausgesprochen hatte, biß Holten bei der Gemeindeversammlung am Montag auf Granit. So hatten ihre Querschüsse 2014 wohl viele Einwohner der hügeligen Gegend unweit der deutschen Rheingrenze verärgert: Erst versuchte sie gegen christliches Kirchengeläut mit einer Immissionsklage juristisch vorzugehen, weil sie sich morgendlich gestört fühlte. Dann eröffnete die aktionistische Veganerin mit viel Medientamtam einen Feldzug gegen die traditionellen Kuhglocken als „lärmende Tierquälerei“. Da alle Gemeindemitglieder bei Einbürgerungen im Schweizer Kanton ein Wörtchen mitzureden haben, schmetterten sie nach hitziger Debatte mit 144 von 206 Stimmen ihren Antrag ab. Zwar darf Holten weiter alle mit ihrer Streitsucht nerven, aber nicht als vollwertige Mitbürgerin – immerhin.