© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/15 / 27. November 2015

Zeitschriftenkritik: Deutsches Waffen-Journal
CDU verprellt Kernwähler
Werner Olles

Die Krise um die massenhafte illegale Zuwanderung nimmt Walter Schulz, Herausgeber und Chefredakteur der monatlich im 51. Jahrgang erscheinenden Zeitschrift Deutsches Waffen-Journal (DWJ), im Editorial der aktuellen Ausgabe (606, 12/2015) zum Anlaß, über die nächsten Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nachzudenken. Zwar stünden zur Zeit andere Themen im Schatten der alles dominierenden Asylkrise, doch sollten vor allem waffenbesitzende Sportschützen, Waffensammler und Jäger den Parteien auf die Finger schauen, wie diese zum rechtlichen Rahmen um den legalen Waffenbesitz stehen. Nach fast einer Legislaturperiode, in der in Baden-Württemberg eine Koalition unter der Führung der Grünen zusammen mit der SPD regierte, hofften viele, daß nach den nächsten Wahlen wieder ein CDU-Ministerpräsident die Regierung anführt, doch dämpft Schulz sogleich diese Erwartungen. Nach seiner Einschätzung seien CDU-Spitzenpolitiker „nicht gerade die zuverlässigsten Partner, wenn es um eine sachgerechte Politik beim Waffenrecht geht“. So habe sich beispielsweise die hessische CDU unter Ministerpräsident Volker Bouffier als „Knetmasse in den Händen der Grünen“ erwiesen. Es zeige sich, daß die Union, wenn es um Machterhalt geht, bereit sei, auch Kernwählergruppen zu verprellen und grüne Verbotspolitik mitzutragen. 

Die Frage, inwieweit das Pariser Massaker durch islamische Terroristen zumindest teilweise hätte verhindert können, wenn es auch hierzulande ein ähnlich liberales Waffenrecht wie in den USA gäbe, das gesetzestreuen Bürgern das Tragen einer Waffe erlaubt, konnte wegen ihrer Aktualität leider nicht mehr gestellt werden. Doch unter der Überschrift „Es braut sich was zusammen“ berichtet Timo Lechner, daß in Österreich seit Anfang September ein wahrer Waffenboom eingesetzt habe und bereits 70.000 Waffen mehr als 2014 gekauft wurden. Wie die Waffenhändler übereinstimmend berichten, sei es die Angst vor „Flüchtlingen“ und den damit einhergehenden „sozialen Veränderungen“, die die Bürger zum Kauf von Flinten, für die man in Österreich keine Waffenbesitzkarte benötige, aber auch von Schreckschußpistolen, Pfeffersprays und großen Mengen von Munition bewege. In Deutschland verbietet der Gesetzgeber dagegen bereits den Transport von Gas- und Pfefferpatronen, lediglich Großmengen könnten via Direkttransport zu entsprechenden Konditionen durchgeführt werden. Es stelle sich somit die Frage, wen oder was der Gesetzgeber eigentlich schützen will.

Ein weiterer Beitrag befaßt sich mit der Ausmusterung des G36, das zwar einige Schwächen aufweist, bei der Truppe aber dennoch sehr beliebt ist. Einmal mehr handelte das Bundesverteidigungsministerium dabei „unzweckmäßig, unprofessionell und unüblich“. Ganz zu schweigen von der Verschwendung von Steuergeldern, denn die Kosten für die Anschaffung des neuen Sturmgewehres belaufen sich auf 630 Millionen Euro.

Kontakt: DWJ-Verlag, Rudolf-Diesel-Str. 46, 74572 Blaufelden. Das Einzelheft kostet 5,95 Euro, ein Jahresabo 63 Euro. 

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