© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/15 / 20. November 2015

Harpprechts Märchen aus uralten Zeiten: Europas Koloß der Mitte erleichtern
Nur Bestnoten für das politische Personal
(jh)

Als spielte sich hierzulande gerade kein nationales Drama ab, verteilt der greise Publizist Klaus Harpprecht, der nie zu erwähnen vergißt: „Berater von Willy Brandt“, historische Rollen für das politische Personal der Großen Koalition (Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 9/2015). Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble solle, nachdem er sich bei der Griechenland-Rettung so bravourös geschlagen habe, im Bewußtsein einer „glanzvollen Lebensleistung“, einen „glorreichen Abgang“ wählen. Angela Merkel könne ihr „Lebenswerk noch durch einen großen politischen Ideenwurf krönen“: den Aufbau und Ausbau der europäischen Föderation. Zweifellos müsse sie dafür auf „einige Momente“ der wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Macht verzichten. Aber das sei kein großes Opfer. Im Gegenteil. Wenn der „Koloß in der Mitte Europas“ sich leichter machte, wüchse sein weltpolitischer Einfluß. Als weiteres Beispiel weltfremder Politikberatung, fast Markenzeichen der gerade untergehenden Biedermeier-BRD, sei für Harpprecht die Leistung des Außenministers Frank-Walter Steinmeier nur am „glanzvollen Beispiel Willy Brandts“ zu messen. Daraus ergebe sich die Chance, die SPD als die „Partei der europäischen Einigung“ zu etablieren und die einstige „Volkspartei“ endlich mit diesem „großen Thema“ aus ihrer Gefangenschaft im 25-Prozent-Turm herauszuführen.  


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