© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/15 / 20. November 2015

Aufgeschnappt
Alle Mann von Bord
Matthias Bäkermann

Kojen räumen, heißt es ab dem 1. Januar 2016 für deutsche Marinesoldaten. Nachts an Bord zu schlafen verstößt dann gegen die neue Arbeitszeitverordnung Soldatinnen und Soldaten (SAZV). Verteidigungsministerin von der Leyen macht jetzt Ernst und setzt eine EU-Richtlinie auch auf fahrenden Einheiten um: Die „Arbeitszeiten“ werden auf 41 Stunden begrenzt, danach müssen Soldaten ihren „Arbeitsplatz“ verlassen. Mit der damit gesteigerten Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde die Truppe attraktiver, glaubt sie.

Wie die Kieler Nachrichten (KN) vergangene Woche berichteten, hat Vizeadmiral Rainer Brinkmann als Befehlshaber der Einsatzflottille aber größte Mühe, seinen Männern die Regelung schmackhaft zu machen.Viele schütteln den Kopf über so viel Bürokratie, die Stimmung sei angespannt. Junge Soldaten hätten bislang gern an Bord geschlafen, schätzt auch Fregattenkapitän Nils Brandt, Kommandant der Gorch Fock, die Lage ein. Nun müßten sich die blauen Jungs eine Wohnung suchen, sollte ihr Schiff im Hafen liegen. Im Einsatz auf hoher See – außer bei Seenotrettung oder Piratenbekämpfung – müssen die Offiziere künftig mit „Arbeitszeitkonten“ arbeiten. Admiral Brinkmann und sein Stab rechnen damit, daß das Jahr 2016 „holprig“ verlaufen kann, so die KN.