© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/15 / 13. November 2015

DVD: Der Mann, der James Bond war
007-Erfinder Ian Fleming
Werner Olles

Die Welt weiß fast alles über den britischen Superagenten James Bond alias „007“, aber nur wenig über seinen genialen Erfinder. Aus diesem Grund interviewt ein Filmteam den Schriftsteller und ehemaligen Geheimdienstler Ian Fleming (Charles Dance) in seinem Domizil „Goldeneye“ auf der karibischen Trauminsel Jamaika, Flemings Wahlheimat während des unfreundlichen englischen Winters. Im Laufe des langen Gesprächs erzählt der zum Erfolgsautor avancierte Geheimagent, wie er während des Zweiten Weltkriegs von der Royal Navy rekrutiert wurde und fortan als Spion im Geheimdienst seiner Majestät arbeitete. Für Fleming wird daraus ein aufregendes Leben zwischen oft lebensgefährlichen Abenteuern und heißen Affären mit schönen Frauen. Diese Erlebnisse bilden die Grundlage für die Abenteuer des wohl berühmtesten Agenten der Film- und Literaturgeschichte: James Bond.

Zum Kinostart des neuen Bond-Films „Spectre“ (JF 46/15) präsentiert Pidax-Film in der Reihe „Historien-Klassiker“ mit Don Boyds „Goldeneye – Der Mann, der James Bond war“ (GB, 1989) eine Filmbiographie über den Erfinder der Agentenfigur. Daß der Film über Ian Fleming indes nur biographisch angehaucht ist, wird eingefleischte Bond-Fans kaum irritieren. Denn tatsächlich hatte Fleming für den Marine-Nachrichtendienst die allermeisten geheimen Kommando-Aktionen zwar detailliert geplant, war aber selbst in der Regel nicht dabei. Und seinen ersten Spionageauftrag hatte er bereits als Journalist Anfang der 1930er Jahre, als er bei einer Handelsreise in die Sowjetunion dem Außenministerium Bericht erstattete. Die letzten Kriegsjahre verbrachte er auf Jamaika, wo er angeblich an Plänen zur Entführung führender Nationalsozialisten arbeitete und begann, seine ersten Romane zu schreiben, übrigens auch einige Kinder- und Sachbücher. Flemings Neigung zum Sadomasochismus deutet der Film zwar kurz an, geht jedoch nicht näher darauf ein. Dabei spielt diese Eigenschaft in den Romanen und auch in den Bond-Filmen eine nicht unerhebliche Rolle. 

Wenngleich von einer „faktengetreuen Hommage“ nicht die Rede sein kann, zeigt Don Boyds solide inszenierter Film den Bond-Schöpfer einige Male in ungewohntem Licht. 

DVD: Golden-eye – Der Mann, der James Bond war. Pidax-Film 2015, Laufzeit etwa 103 Minuten