© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/15 / 13. November 2015

CD-Kritik: Francesco Cavalli
Verliebte Liebe
Jens Knorr

Christina Pluhar und L’Arpeggiata holen den wohl populärsten Vertreter der venezianischen Oper, Mitte des 17. Jahrhunderts, in unsere Gegenwart zurück: Francesco Cavalli. Der hatte nicht nur ein Leben gelebt, das laut seines Biographen Olivier Lexa alle Zutaten für einen Krimi böte, Cavalli hat insbesondere mit seinen für den öffentlichen Opernbetrieb der Serenissima geschriebenen Partituren auf lange Zeit den Kanon der Oper festgelegt. Für all die langlebigen Topoi, wie Wahnsinns-, Schlummer-, Höllen- und Briefszenen, Liebesduette, die Einführung der Buffo-Figur, hat Cavalli die Modelle geschaffen.

Aus den 30 überlieferten Opern Cavallis haben Pluhar, ihr Ensemble und die Sopranistinnen Nuria Rial und Hana Blažíková 16 Stücke ausgewählt. Und ein ums andere Mal sind es die virtuosen Soli auf ihren historischen Instrumenten, die sie so fremd vertraut klingen lassen, ist es das unverwechselbare Zusammenspiel dieser wunderbaren Banda, die den Hörer mit magischen Kräften in den Vorgang des Musizierens hineinzuziehen vermögen. Ihre schier unerschöpfliche Phantasie des Auszierens, das vom Komponisten bereitgestellte Notenskelett mit Leben zu erfüllen, entzündet und reibt sich an dem Regelwerk, weil sie aus dem Leben der jetzt und hier lebenden Virtuosen kommt. Und von nirgendwo anders her kommen die Lamenti, die Lamenti …

Francesco Cavalli L’Amore Innamorato, CD+DVD, Erato 2015  www.arpeggiata.com