© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/15 / 13. November 2015

Zitate

„Europa muß nicht unmenschlich werden. Es muß nur endlich seine eigenen Gesetze durchsetzen. Wenn es das nicht tut, wird es völlig überwältigt werden. (...) Und Eu-ropa muß diejenigen, die hier nicht bleiben dürfen, abschieben, schnell und entschlosssen. (...) Die Abschiebung muß öffentlich sichtbar sein, sie muß eine Botschaft enthalten an andere Menschen, die erwägen, sich auf den Weg nach Europa zu machen. Die Botschaft muß lauten: Kommt nicht!“

Demetrios Papademetriou, Präsident des Migration Policy Institute in Washington, in der „Zeit“ vom 5. November 2015




„Deutschland hat ein Problem. Es ist die Intoleranz der Guten. Die Guten haben immer recht, weil sie diejenigen sind, die aus der Geschichte gelernt haben. Nirgendwo hat die richtige Lesart der Geschichte so viel Autorität wie in Deutschland. So wird auch Weltoffenheit abgesichert – denkt man. Die Bösen sind schnell ausgemacht. Es sind die Ewiggestrigen, es ist die hinterwäldlerische Provinz, die sich gegen die weltoffenen Metropolen stellt. Doch statt abweichende Meinungen auszuhalten und zu kontern, sucht die Gemeinschaft der Gutmeinenden, das Abweichende zu eliminieren.“

Zafer Senocak, Schriftsteller, im Politischen Feuilleton des Deutschlandradios am 5. November 2015




„Man ist sehr schnell dabei, Meinungen, die einem nicht behagen, zum Rechtspopulismus zu zählen. Das ist ganz einfach Denkfaulheit.  (...) Deutschland war nach 1945 unter der Besatzung nicht souverän, sondern stand unter dem Schutz der Amerikaner. Das war komfortabel, man wohnte gewissermaßen noch bei den Eltern und war nicht mit der ernsthaften Realität da draußen konfrontiert. (...) Deswegen hat Deutschland in der Außenpolitik immer noch nicht das Auftreten einer erwachsenen Nation, deshalb moralisieren sie so stark. Die Deutschen sind gerade mal in der Pubertät.“

Rüdiger Safranski, Philosoph, in der „NZZ am Sonntag, vom 8. November 2015




„Zwischen Juncker und Tusk liegen Welten – auch konzeptionell. Während der Luxemburger Funktionär von einem Europa träumt, das von Brüssel (und ihm) geführt wird, setzt Tusk als Pole, als Sprößling eben dieser jungen, doch uralten Nation, auf die Kraft der Einzelstaaten. Das ist seine polnische Handschrift im Amt. Möge sie lange sichtbar bleiben.“

Jacques Schuster, Chefkommentator, auf „Welt Online“ am 8. November 2015




„Es ist noch nicht einmal nur die schiere Zahl, die Deutschland zu schaffen macht, insofern führt der Streit über eine Obergrenze in die Irre. Das Problem ist die fehlende Kontrolle des Zustroms. Wer ist eigentlich wirklich Syrer? Oder darf diese Frage gar nicht mehr gestellt werden? Das Problem liegt an der Grenze. Die Transitzonen, Registrier-Residenzen oder wie immer man sie nennen mag, sollten für ein faires, schnelles Verfahren für möglichst viele sorgen.“

Reinhard Müller, Jurist und Politikredakteur, in der „FAZ“ am 9. November 2015