© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/15 / 13. November 2015

Aufgeschnappt
Gezeichnete Bewerber
Matthias Bäkermann

Wegen Nachwuchsmangels hat die Bundespolizei jetzt eine „Einstellungsoffensive“ gestartet. Die früheren Grenzschützer haben vergangene Woche dafür mit „Speed-Datings“ in zwanzig deutschen Städten bei ihrer Zielgruppe geworben. Damit auch genügend jungen Interessierten der Zugang zu den 2.000 zu besetzenden Stellen nicht verbaut bleibt, wurden abermals die Bewerbungsfristen verlängert und Anforderungen drastisch gesenkt: Eine Mindestgröße ist nun nicht mehr erforderlich, die Rechtschreibung darf mit reichlich Fehlern daherkommen und Fettleibigkeit ist fortan auch kein Problem mehr. Selbst ein Body-Mass-Index von 35 läßt einem 1,70 Meter großen 100-Kilo-Moppel noch eine Chance auf die blaue Uniform mit Bundesadler. „Das ist dem Umstand geschuldet, daß wir dringend Leute brauchen“, zitiert der Berliner Tagesspiegel Polizeihauptmeister Peer Petersen. 

Immerhin hatten Petersen und ein Kollege am 5. November in der Hauptstadt 70 junge Leute für ihren schnellen Kennenlernvortrag gewinnen können. Als jedoch das noch geltende Ausschlußkriterium unerwünschter Tätowierungen an sichtbaren Körperstellen wie Händen, Hals oder Gesicht zur Sprache kam, standen prompt zehn Berliner Jungs auf und verließen grußlos das Berufsinformationszentrum.