© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/15 / 06. November 2015

Haltungsnote
Starker Mann, was nun?
Christian Rudolf

Kleine Brötchen backt Florian Ebert nur im Brotberuf. Sportlich hat der Konditor aus Königs Wusterhausen bei Berlin wahrhaft große Ziele. In seiner Leidenschaft Sumo-Ringen will er Weltmeister werden! Das könnte etwas werden, gehört der 24jährige doch zu den stärksten Männern Europas. Bei der EM in Ungarn 2012 errang er als Außenseiter die Bronze-Medaille.

Doch was nützt die größte Kraft, wenn man allein ist? Der Pfundskerl (128 Kilo schwer, stemmt im Kraftraum 140 Kilo) findet keinen Trainingspartner, niemanden, der ihm ebenbürtig wäre! Der Zuckerbäcker aus der Funker-Stadt, der um zwei Uhr morgens aus den Federn muß, damit andere Leute was zum Schnabulieren haben, blieb bis jetzt der einzige Ringer in Berlin und Brandenburg, der sich auf den traditionellen japanischen Kampfsport versteht. „Sumo stirbt in Deutschland aus, weil es hier ins Lächerliche gezogen wird. Da traut sich niemand zu sagen: Hey, ich mache Sumo-Ringen“, beklagt Ebert.

Um bei der WM kommendes Jahr in der Mongolei für Deutschland in den Sumo-Ring zu steigen, bleibt dem Schwergewicht nichts anderes, als mit großen Puppen zu trainieren: Trainer und Betreuer stellen sich hinter diese, Ebert drückt – man muß sich zu helfen wissen.