© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/15 / 06. November 2015

DVD: Ein Fremder kam ins Haus
Nostalgische Krimikost
Werner Olles

Cecily Harrington (Elfriede Kuzmany), die zehntausend Pfund im Lotto gewonnen hat, verläßt Hals über Kopf ihren langjährigen Verlobten Nigel (Robert Freytag), als sie den charmanten Weltenbummler Bruce Lovell (Fritz Tillmann) kennenlernt. Bereits nach kurzer Zeit heiraten die beiden und ziehen in ein abgelegenes Landhaus, das Cecily von einem Teil ihres Gewinns gekauft hat. Doch dort verändert sich der zuerst so sympathische Globetrotter radikal. Er wird immer ernster, nervöser und nahezu ungehalten gegenüber allen Besuchern. So wird ihr der Mann, der ihr seit der ersten Begegnung so vertraut schien, immer mehr zu einem Fremden. Tatsächlich scheint Mr. Lovell ein dunkles Geheimnis zu bergen. Ist er vielleicht ein weltweit gesuchter Frauenmörder, der seine vermögenden Gattinnen vergiftet und anschließend verscharrt?

Als Nigel, der Cecily immer noch liebt, in dem Landhaus aufkreuzt, kommt es zu einem Eklat. Ein Buch über einen Frauenmörder, das ihnen der freundliche

Dorfarzt (Hans Leibelt) schenkt, wird zum Auslöser der wahren Absichten Lovells … 

Nach Agatha Christies Kurzgeschichte „Villa Nachtigall“ schuf Regisseur und Drehbuchautor Wilm ten Haaf 1957 den Psychokrimi „Ein Fremder kam ins Haus“. Nachdem sie fast 60 Jahre als verschollen galt, erscheint die Fernsehbearbeitung nun erstmals auf DVD. Der Streifen wartet mit exzellenten Charakterdarstellern auf. Neben der Bühnen- und Filmschauspielerin Elfriede Kuzmany, die 2015 hundert Jahre alt geworden wäre, sind zahlreiche Schauspieler zu sehen, die heute zum größten Teil in Vergessenheit geraten sind, wie Fritz Tillmann, Eva Maria Meineke oder die blutjunge Ruth Drexel.

„Ein Fremder kam ins Haus“ stellt eine echte Rarität dar. Der Film bietet gediegenen Krimistoff, er hält bis zum letzten Augenblick Überraschungen parat. So entsteht die Spannung nicht zuletzt aus der Frage, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Trotz des Alters des Ausgangsmaterials ist die Bildqualität nach bestmöglicher Restauration hervorragend. Obwohl der Film weitgehend Bühnenstück-Charakter hat und dementsprechend die Dialoge im Vordergrund stehen, ist er für Liebhaber nostalgischer Krimikost sehenswert.

DVD: Ein Fremder kam ins Haus. Pidax Film 2015, Laufzeit etwa 92 Minuten