© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/15 / 06. November 2015

Gewalt von und gegen Asylanten
Was zu verhindern ist
Christian Vollradt

Zuerst flogen Fäuste, dann Tische und Stühle. Im schleswig-holsteinischen Itzehoe waren am vergangenen Freitag in einer Unterkunft für Asylbewerber Araber und Kurden nach einer Provokation aneinandergeraten. Kleine Ursache, große Wirkung. Erst ein Großaufgebot der Polizei konnte die Massenschlägerei beenden. Dasselbe Wochenende, andere Orte: Am frühen Sonntag morgen attackierten in Magdeburg über 20 Vermummte mit Baseballschlägern drei syrische Asylbewerbe, auch aus Wismar wurde ein Überfall auf zwei Syrer vor einer Notunterkunft gemeldet. Daß die letztgenannten Fälle überregional ein größeres mediales Echo fanden als der Vorfall im Norden? Geschenkt. Hier soll nicht aufgerechnet werden. Schlimm genug, wenn andernorts Kriminalität in erster Linie nach ihrer politischen Nutzbarkeit wahlweise aufgebauscht oder verharmlost wird. 

Gewalt gegen Flüchtlinge und Angriffe auf Asylbewerberheime sind eine Gefahr für die innere Sicherheit, sagt Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Recht hat er. Gleiches gilt aber auch für Gewalt in den Unterkünften oder Rechtsbrüche von Immigranten. Es sind zwei Seiten einer Medaille. Die Lage spitzt sich zu. Vordringlichste Aufgabe der Politik ist es jetzt, eine Situation zu verhindern, in der denjenigen, die mit Gewalt „Fakten schaffen“ wollen, klammheimlich Beifall gezollt wird. Sonst beginnt der letzte Akt staatlichen Kontrollverlusts.