© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/15 / 30. Oktober 2015

Menschenströme aus Ghanas Großfamilien: Unerschöpfliches Reservoir
Armut in Afrika wird verfestigt
(wm)

Im Norden Ghanas lebt die Bevölkerung unter dem Gesetz der Polygamie. Männer dürfen dort so viele Frauen heiraten, wie sie wollen. Vier Frauen und 20 bis 30 Kinder sind die familiäre Norm – ein großes Reservoir künftig nach Europa drängender Migranten. Aminu Munkaila gehörte 2004 dazu. Unterwegs telefonisch beraten von Freunden, die sich in Italien etabliert hatten und die ihm rieten, sich als Sudanese auszugeben, weil es die Asylchancen erhöhe. Dieser von ihm selbst so bezeichnete Asylbetrug flog auf und Munkailas Gruppe wurde abgeschoben. Heute steht er der African Development Organisation for Migration vor, die sich im nördlichen Ghana um die Wiedereingliederung „zurückgekehrter Migranten“ bemüht und junge Leute vor der Auswanderung in die EU warnt (Welt-Sichten, 10/2015). Gerade der Abfluß der jungen Flexiblen, die aus dem agrarischen Norden über Städte in Ghanas Süden weiter ins „gelobte Land Europa“ ziehen, verfestige nur den Status quo afrikanischer Armut und Arbeitslosigkeit. Ebenso könnten von der EU geplante Asylzentren wie in Agadez (Niger) die illegale Migration nicht stoppen. Einzig sinnvoll sei die Investition etwa jener sechs Milliarden, die Deutschland soeben für „Flüchtlinge“ ausgebe, direkt in afrikanischen Staaten. Entwicklungshilfe, die jedoch nicht länger in den Taschen korrupter Herrschaftscliquen verschwinden dürfe. 

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