© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/15 / 30. Oktober 2015

Neue Regularien sollen Banken vom physischen Gold abbringen
Mehr Effizienz im Markt
Thorsten Polleit

Die Edelmetallmesse wartet auch dieses Jahr wieder mit hochkarätigen Referenten und Ausstellern auf. Ein wichtiges Thema auf der Veranstaltung dürften die neuen „Basel III“-Regulierungspläne sein, wonach Banken künftig für bilanziertes physisches Gold 85 Prozent liquide Mittel vorhalten sollen. Das entspräche dem, was Banken für Kredite und Firmenanteile vorhalten sollen. Die physische Goldhaltung brächte den Geldhäusern also zusätzliche Zinskosten. Bei niedrigen Zinsen wären die Kosten gering, bei hohen Zinsen würden Banken jedoch entmutigt, Gold zu halten.

Seit längerem wird diskutiert, in welcher Höhe physisches Gold auf das Eigenkapital der Banken anzurechnen sei. Grundsätzlich gilt: Je höher die Eigenkapitalunterlegung ist, desto teurer ist die Goldhaltung. Unter dem seit 2007 geltenden „Basel II“ konnte die nationale Regulierungsbehörde das Gold entweder als „Tier 1“ (wenig oder gar keine Eigenkapitalunterlegung) oder als „Tier 3“ einstufen. In den USA wurde die Eigenkapitalunterlegung für das Gold vom US-Einlagensicherungsfonds (FDIC) vom 18. Juni 2012 auf null Prozent gesetzt. Basel III dürfte daran vermutlich nichts ändern. Wie die Sache in Europa gehandhabt wird, ist hingegen noch offen.

Die neue Liquiditätsanforderung, weniger die Eigenkapitalunterlegung wird folglich entscheidend sein, wie sich die Attraktivität der Goldhaltung im Bankensektor verändern wird. Banken sind im Goldmarkt aktiv, indem sie die Aufträge ihrer Kunden (Unternehmen, Investoren, Sparer) ausführen und Eigenhandel betreiben. Eine Verteuerung der physischen Goldhaltung könnte sie veranlassen, sich aus dem Kundengeschäft zurückzuziehen und eigene Handelsaktivitäten auf den Papiergold-Markt – insbesondere auf den Gold-Future-Markt (das Versprechen, Gold in Zukunft zu kaufen/verkaufen) – zu beschränken. 

Ein solcher Rückzug würde die Liquidität im physischen Goldmarkt verringern, und Preisschwankungen könnten zunehmen. Dem gegenüber steht jedoch, daß dann vermutlich andere Nichtbanken-Handelshäuser oder auch die Edelmetall-Börsenplätze (Hongkong, London, Zürich) selbst in die Bresche springen und Kundentransaktionen abwickeln.

Ein möglicher Rückzug der Banken aus dem physischen Goldmarkt könnte daher sogar die Transaktionstransparenz und damit auch die Marktliquidität ansteigen lassen – weil die verzerrenden Effekte des immer stärker regulierten Bankenapparates aus dem physischen Goldmarkt herausgehalten werden. Ein effizienter Goldmarkt ist natürlich im ureigenen Interesse von Sparern und Investoren, die in der Goldhaltung eine wirksame Impfung gegen die Widrigkeiten des ungedeckten Papiergeldsystems erblicken.

Die Internationale Edelmetall- & Rohstoffmesse findet am 5. und 6. November im MVG Museum München statt: www.edelmetallmesse.com