© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/15 / 23. Oktober 2015

Meldungen

Hererokrieg: Lammert und die deutschen Opfer

Windhuk. Während Historiker, die im Zusammenhang mit der Niederschlagung des Aufstands der Herero und Nama im Jahre 1904 apodiktisch von einem „Genozid“ sprechen, mittlerweile den öffentlichen Diskurs prägen, schlug Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) jüngst ausgerechnet in Windhuk, der Hauptstadt des früheren Schutzgebietes Deutsch-Südwestafrika, neue Töne an. In seiner Rede zum Gedenken an 25 Jahre deutsche Einheit sagte er dort, daß eine tragfähige gemeinsame Zukunft nur aus der gründlichen Kenntnis der Vergangenheit heraus gestaltet werden könne – und dazu gehöre definitiv auch das Wissen um die unschuldigen deutschen Opfer der Unruhen von 1904. Zugleich vermied Lammert es ganz konsequent, die Begriffe „Kolonialkrieg“ und „Völkermord“ zu verwenden (Allgemeine Zeitung Windhoek, 8. Oktober 2015). Damit hat er in Namibia erhebliche Irritationen ausgelöst. (wk)

 www.az.com.na




Rückwanderung nach Afrika vor 3.000 Jahren

WASHINGTON. Die allgemein bekannte und akzeptierte „Out of Africa“-Theorie besagt, daß sich der Mensch von Afrika aus nach Eurasien und über die restliche Welt ausgebreitet hat. Doch das ist offenbar nur die halbe Wahrheit, denn mittlerweile mehren sich die Belege für eine Rückwanderung in ziemlich großem Umfang – ein veritables „Back to Africa“ sozusagen. So stammt die Bevölkerung in Ostafrika nachgewiesenermaßen zu etwa 25 Prozent von Einwanderern ab, welche vor etwa 3.000 Jahren von Anatolien aus zum Horn von Afrika vorgestoßen waren und sich dann weiter in das Innere des schwarzen Kontinents hineinwagten, weshalb ihr Erbgut nun tatsächlich überall in Afrika zu finden ist (Online-Ausgabe von Science, 10/2015). Dabei gibt es bisher aber noch keine Erkenntnisse über den Verlauf dieser Wanderungsbewegung, welche nicht zuletzt dazu geführt hat, daß man in Ostafrika plötzlich überall mit dem Anbau von Weizen und Gerste begann. (wk)

 www.sciencemag.org




Erste Sätze

In Augenblicken sozialer Desorganisation, in denen die Gehäuse der Tradition zerfallen und Moral an Überzeugungskraft einbüßt, werden Verhaltenslehren gebraucht, die Eigenes und Fremdes, Innen und Außen unterscheiden helfen.

Helmut Lethen: Verhaltenslehren der Kälte. Lebensversuche zwischen den Kriegen, Frankfurt am Main 1994 




Historisches Kalenderblatt

28. Oktober 1955: 3.000 kriegsgefangene polnische Offiziere, die die sowjetischen Massaker 1940 (Katyn u.a.) überlebt haben, werden aus Lagern in Sibirien in ihre Heimat entlassen. Zudem entschuldigt die Sowjetführung die lange Haftzeit als „einen Fehler“.