© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/15 / 23. Oktober 2015

Zeitschriftenkritik: Terra Mater
In 90 Minuten nach Australien
Werner Olles

Schneller, höher, weiter. Noch sind die Ingenieure damit ausgelastet, herkömmliche Flugzeuge zu verbessern. Doch schon jetzt ist absehbar, daß sie damit an die Grenzen der Physik stoßen werden und es grundlegend neuer Modelle bedarf. Die aktuelle Ausgabe (Oktober/November 2015) der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Terra Mater (Untertitel: Die Welt entdecken und begreifen) beschreibt in ihrer Titelgeschichte „So fliegen wir morgen“, wie die Designer bei den großen Herstellern an futuristisch anmutenden Konzepten arbeiten. Von Reisen mit Hyperschall ist die Rede, und am Computer komponierte Bilder zeigen Luftfahrzeuge, die eher an Raumschiffe erinnern als an jene Flieger, die uns in den Sommerurlaub bringen. Und während Forscher von einem hochfliegenden, atomgetriebenen Riesenflugzeug träumen, erdachten britische Konstrukteure den „Skylon“, der bis in den Erdorbit fliegen kann dank eines neuartigen Hybrid-Triebwerks. Das Ziel ist eine Flugzeit von nur 90 Minuten von Europa nach Australien.

Mit dem harten Leben im Herzen Australiens beschäftigt sich der Beitrag „Faszination Outback“. Die gewaltige Landmasse hat den Menschen das Leben noch nie leichtgemacht. Trotzdem wurzelt in der Einsamkeit des kargen Buschlands, seinen Wüsten und Steppen – stets an der Grenze zur Unbewohnbarkeit – das Selbstverständnis einer ganzen Nation. Und ihre Erbsünde: der bis heute ungelöste Konflikt mit den Ureinwohnern. Im Outback gibt nur wenige asphaltierte Straßen und auch sonst keine nennenswerte Infrastruktur. Stattdessen ungezähmte Wildnis, Krokodile in den Flüssen, giftige Schlangen und zermürbend hohe Temperaturen im Sommer jenseits der 40 Grad, im tropischen Norden ergänzt durch heftige Monsunregenfälle. Über 90 Prozent der 24 Millionen Australier leben in den großen Städten der Küste; das Outback ist einer der am dünnsten besiedelten Landstriche der Welt – nicht einmal zwei Millionen Menschen verteilen sich auf ein Gebiet, das etwa 16mal so groß ist wie Deutschland. Doch trotz aller Widrigkeiten ist der Pioniergeist aus der Gründerzeit noch lebendig in den Siedlern, die damit begannen, dem Land einen Nutzen abzuringen. Die Ureinwohner wurden indes durch eingeschleppte Krankheiten dahingerafft, dann teilweise niedergemetzelt oder eingesperrt, als sie die Kühe der Farmer jagten. Inzwischen gab es Landrückgaben, doch an ihrer Lage hat sich wenig geändert. Sie haben eine um zehn Jahre geringere Lebenserwartung, die Arbeitslosigkeit ist dreimal höher, es gibt Probleme mit Alkohol und Gewalt. Mit dem Lebensstil der australischen Gesellschaft können sie nichts anfangen. Aber so zu leben, wie sie es über Jahrtausende gewohnt waren, geht auch nicht mehr. 

Ein weiterer Beitrag befaßt sich mit der abenteuerlichen Reise ins Innere eines Vulkans auf der Südseeinsel Ambry, einem der wenigen Orte der Erde, an denen im Schlund eines Kraters ein offener Lavasee brodelt und bis zu dreißig Meter hohe Fontänen spuckt. 


Kontakt: Terra Mater, Heinrich-Collin-Str. 1/1, A-1140 Wien. Das Einzelheft kostet 5 Euro, ein Jahresabo 29,20 Euro.

 www.terramatermagazin.com