© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/15 / 23. Oktober 2015

Freundlicher Hinweis
Sachsen: Schilder auf arabisch weisen den Weg
Paul Leonhard

Wegweiser nach Deutschland sind zur Zeit ein Thema, über das im böhmisch-sächsischen Grenzgebiet erregt diskutiert wird. Denn mehrere Dutzend offizielle Schilder an den Fernstraßen trugen plötzlich über Nacht nicht nur die gewohnten Namen deutscher, polnischer und tschechischer Orte, sondern im Falle ersterer auch einen wichtigen Hinweis: Deutschland – in arabischer Sprache.

Ein Tip für Flüchtlinge, damit diese nicht etwa im ohnehin vor allem von Zigeunerfamilien bewohnten Warnsdorf oder Rumburg auftauchen oder im polnischen Bogatynia (Reichenau), sondern tatsächlich den Weg zu den zu Sachsen und damit zum gelobten Merkel-Land gehörenden Zittau, Seifhennersdorf, Löbau oder Neugersdorf finden?

Nun ist Böhmen und insbesondere das Dreiländereck um Zittau bisher nicht als Hauptfluchtroute von Asylbewerbern oder Bürgerkriegsflüchtlingen aufgefallen. Die politische Dimension der professionell ausgeführten Schablonenaufschriften hat die Verwaltung im nordböhmischen Reichenberg (Liberec) aber sofort begriffen und die Aufkleber umgehend entfernen lassen. Denn wenn auch Fremde in Tschechien nicht gern gesehen werden, wollte man diese Botschaft nicht gerade an den offiziellen Wegweisern stehen haben. Sogar die Polizei ist eingeschaltet worden.

Die Hinweise auf den Wegweisern sollen Medienberichten zufolge von der nationalistischen Gruppierung „Národni hrdost – My proti vsem“ (Nationalstolz – Wir sind gegen alles) angebracht worden sein, was diese aber auf ihrer Internetseite dementiert. Es gibt aber auch Kommunalpolitiker, die an das Gute im tschechischen Herzen glauben. Das seien keine Provokationen gewesen, sondern eine Art Hilfe für Flüchtlinge, die Sympathisanten angebracht haben, ist sich beispielsweise Hedvika Zimmermannova sicher, die im Stadtrat des tschechischen Grenzstädtchens Grottau (Hradek) sitzt, das einmal Teil von Zittau war.