Daß die Rechtsbürgerlichen zulegen würden, war schon vor der Wahl prognostiziert worden, doch diesen Triumph hatte keiner vorhergesehen: Mit über 29 Prozent ist die SVP die stärkste politische Kraft in der Schweiz. Ihr prominentes Neu-Mitglied, Weltwoche-Herausgeber Roger Köppel (JF 42/15), holte so viele Stimmen wie noch kein Kandidat zuvor. Die SVP kann somit ihren Anspruch auf einen zweiten Sitz in der Regierung untermauern. 

Beobachter machen die aktuelle Themenkonjunktur wie das europäische Flüchtlings-Drama (das man in der Schweiz nicht haben will) maßgeblich verantwortlich für den Wahlsieg. Der pragmatische Wirklichkeitssinn der Eidgenossen hat sich souverän durchsetzen können. Die Gewinne gehen auf Kosten des ideologisch linken Lagers, vor allem der Grünen Partei der Schweiz (GPS) und der Grünliberalen (GLP), deren weltfremde Utopien beim Stimmbürger nicht ankamen.  

Bundes-Bern mit seiner spezifischen Konsensdemokratie wird sich trotzdem nicht von heute auf morgen ändern. Dennoch bleibt der „Rechtsrutsch“ ein deutliches Signal – es geht auch anders. Die Schweiz zeigt, wie.

Thor Kunkel ist Schriftsteller („Endstufe“, „Schaumschwester“) und lebt in der Schweiz.