© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/15 / 16. Oktober 2015

Frisch gepresst

Besatzungszeit. Mit Mads Mikkelsen, Dänemarks derzeitigem Hollywood-Star, in der Hauptrolle brachte der Thriller „Tage des Zorns“ im Sommer 2008 ein außerhalb Dänemarks vergessenes Stück Zeitgeschichte ins Kino. Der Film widmet sich dem Untergrundkampf gegen die deutsche Besatzungsmacht. Den beiden unter den Decknamen „Flammen“ und „Citronen“ operierenden nachmaligen dänischen Volkshelden fiel dabei die Aufgabe zu, eigene Landsleute zu töten, die sich als Kollaborateure verdächtig gemacht hatten. Als Antwort darauf begannen die Besatzer ab Herbst 1943 mit einem nicht weniger blutigen „Gegenterror“. Dabei taten sich vor allem landes- und sprachkundige Angehörige des SD, des Sicherheitsdienstes der SS, hervor. Der Berliner Jurist Matthias Bath, ausgewiesener Kenner der Geschichte Dänemarks im Zweiten Weltkrieg (JF 24/12), zeichnet diesen brutalen, aber mitunter auch grotesk anmutenden Kleinkrieg bis ins Detail nach. Aufgrund neuer Quellenfunde ist es dem die dänische Forschungsliteratur gründlich beackernden Autor zudem gelungen, eigene Akzente zu setzen und die Persönlichkeitsprofile hauptverantwortlicher SD-Akteure nachzuzeichnen. (dg)

Matthias Bath: Der SD in Dänemark 1940–1945. Heydrichs Elite und der „Gegenterror“.Neuhaus Verlag, Berlin 2015, broschiert, 161 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro




Nilexpedition. 1835 brach der spätere Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke zu einer Urlaubsreise in Richtung Istanbul auf. Er besuchte den Pascha von Neu-Orsowa (Banat), durchstreifte die Walachei. Auf Wunsch von Sultan Mahmut II. wurde er daraufhin als Instrukteur der osmanischen Truppen abkommandiert, bereiste Mesopotamien und nahm an einem Feldzug gegen die Kurden teil. Seine 1841 veröffentlichten „Briefe über die Zustände und Begebenheiten in der Türkei 1835–39“ sind eine wahre historische Schatztruhe. Sechzig Jahre später findet dann eine andere, seltsamere Expedition statt, die sich im Winter 1901 an den staubigen Ufern des Nil entlangquält. Drei Männer sitzen auf dem Kutschbock: die zwei Dresdner Studenten Thaddäus von Grimm und Paul Ullrich sowie ihr greiser Hauslehrer Hieronymus Malthasis. Ein Dutzend Fässer Wein haben sie geladen. Sie treffen auf manch windige Gestalten wie den berühmten Sklavenhändler Tippu-Tip. Ein kurzweiliges Lesen wie beim seligen Moltke. (ctw)

Marc Zoellner: Thaddäus von Grimm – Im Affenzahn durch Africa. Books on Demand, Norderstadt 2015, 296 Seiten, broschiert, 14,90 Euro