© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/15 / 16. Oktober 2015

Meldungen

Freizeitlärm schafft neue städtische Konfliktzonen

Düsseldorf. Mit der „Leipziger Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt“ vollzog die EU 2007 einen Paradigmenwechsel in der Stadtentwicklung, um mit der auf „kurze Wege“ zielenden „Innenstadtverdichtung“ auf den „Klimawandel“ zu antworten. Das hat in Großstädten zu verstärktem Nebeneinander von Wohnbebauung und lärmträchtigen Freizeitveranstaltungen geführt. Allein 2014 fanden in deutschen Städten 1.500 Freilichtveranstaltungen statt. Dazu kommen Volksaufläufe und Sportveranstaltungen, von deren Lärm sich die Anwohner „äußerst belästigt“ fühlen. Um diese neuen immissionsschutzrechtlichen Konfliktlagen zu entschärfen, muß nach Ansicht von Regina Heinecke-Schmitt (Sächsisches Umweltministerium) zukünftige Stadtplanung neben der Verkehrsvermeidung dem Lärmschutz eine höhere Bedeutung beimessen (Lärmbekämpfung, 5/15). (dm)

 www.laermbekaempfung.de





Eingeschleppte Insekten: Politik reagiert nicht

Bonn. Klimawandel, globaler Handel, Tourismus und Einwanderung erhöhen das Risiko, daß eingeschleppte Insekten in Deutschland bei Mensch und Tier bisher unbekannte Krankheiten verbreiten. Das Blauzungenvirus, das Schafe und Rinder befällt, hat zwischen 2006 und 2008 Millionenschäden verursacht – Alarmsignale, die, wie 2011 das Auftreten des Schmallenberg-Virus, nach Ansicht des emeritierten Bochumer Parasitologen Günter A. Schaub politisch nicht registriert werden. Denn sonst wäre mehr zur Grundlagenforschung der Medizinischen Entomologie geschehen als die soeben erfolgte Einrichtung eines kümmerlichen Lehrstuhls an der Universität Hamburg. Eine Ignoranz, die angesichts des zunehmenden Gefährdungspotentials „Fachleuten erhebliches Unbehagen verursacht“ (Forschung & Lehre, 9/15). (rs)

 www.forschung-und-lehre.de





Indien: Selbstmorde und Agrarkrise

Freiburg. Seit den 1990er Jahren wird das ländliche Indien von Suizidwellen erschüttert. Zwischen 1995 und 2010 begingen etwa 200.000 Kleinbauern Selbstmord. Für den Soziologen Hanns Wienold (Uni Münster) ist dies eine Reaktion auf die mißlungene Modernisierung der indischen Landwirtschaft, die zu Lasten von Bevölkerung und Natur gegangen sei. Die „neoliberale Öffnung des Agrarsektors“ habe nicht nur das Elend der „prekarisierten ruralen Unterschicht“ vermehrt, sondern zugleich durch Ausweitung der künstlichen Bewässerung sowie des Einsatzes chemischer Düngemittel und Pestizide die natürlichen Grundlagen der Agrarwirtschaft „ruiniert“ (Informationszentrum Dritte Welt, 5/15). (ck)

 www.iz3w.org





Erkenntnis

„Wenn dieser ganze VW-Schlamassel etwas Gutes hat, dann ist es das, daß wir demnächst noch bessere Dieselmotoren bekommen werden als bisher.“

Jerry Reynolds, US-Automobilexperte, Rundfunkmoderator sowie Gründer und Betreiber des Internetfernsehsenders Carprousa.com