© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/15 / 16. Oktober 2015

Geheimnisvoller Engländer
Kino: „Crimson Peak“ von Guillermo del Toro
Wolfgang Paul

Blutrot ist die Tonerde unter Allerdale Hall, und blutrot sind die Geister, die dort hausen. Kalt ist es, im Dach klafft ein riesiges Loch, das die Eingangshalle dem Wetter ausliefert. Die ehemals prunkvolle Villa versinkt ganz allmählich im roten Schlamm.

Regisseur Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“) und sein Kameramann Dan Laustsen malen in ihrem faszinierenden Horrorfilm „Crimson Peak“ eine verwunschene Gothic-Novel-Welt mit dickem Pinselstrich und viel Liebe zum Detail. Die Handlung setzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Buffalo im Staat New York ein. Dort lebt der ehrenwerte Unternehmer Mr. Cushing (Jim Beaver) mit seiner attraktiven Tochter Edith (Mia Wasikowska), einer sensiblen jungen Dame, die an Geister glaubt. „Hüte dich vor Crimson Peak“, hat der Geist der toten Mutter zu Beginn des Films die kleine Edith gewarnt.

Der Vater bezahlt mit seinem Leben

Aber es kommt, wie es im Horrorfilm kommen muß. Die Warnung kündigt drohendes Unheil an, ohne es verhindern zu können. Es erscheint in Gestalt des geheimnisvollen Engländers Sir Thomas (Tom Hiddleston) und seiner Schwester Lady Lucille (Jessica Chastain mit dunklem Haar). Sie kommen nach Buffalo, um Geld für eine Fördermaschine aufzutreiben, die Sir Thomas konstruiert hat und im Miniaturmodell den örtlichen Geschäftsleuten vorführt. Mit ihr soll die Tonerde unter dem Familiensitz gefördert werden.

Die Damen der besseren Gesellschaft sind von dem charmanten Adelsherrn entzückt. Er hat ein Auge auf Edith geworfen, worauf diese den jungen Doktor Alan McMichael (Charlie Hunnam) links liegenläßt und Thomas nach dem Tod ihres Vaters heiratet. Sie zieht mit den Geschwistern auf deren Familiensitz Allerdale Hall nach England. Die gutgläubige, jetzt wohlhabende Amerikanerin weiß allerdings nicht, daß ihr Vater den Versuch, die Vermählung seiner Tochter zu verhindern, mit dem Leben bezahlt hat.

Dick aufgetragen ist die Farbdramaturgie: Das schwarzhaarige Geschwisterpaar in seiner dunklen Kleidung wird mehr und mehr eine Bedrohung für die blonde, hell gewandete Edith. Als sie erfährt, daß Allerdale Hall von den Einheimischen Crimson Peak genannt wird, ist es bereits zu spät. Nach hundert spannenden Filmminuten und einigen nicht ganz so überraschenden Enthüllungen kommt es zu einem blutigen Ende.