© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/15 / 16. Oktober 2015

Aufgeschnappt
Gefahr im Weinberg
Matthias Bäkermann

Knallig gelb stechen die Schilder an den niederösterreichischen Weinstöcken ins Auge, darauf Schädel mit gekreuzten Knochen und das Wort „Todesgefahr“. Was so kurz vor der Weinlese wie ein schaler Witz kämpferischer Abstinenzler erscheinen könnte, deutet real auf verzweifelte Abwehrversuche der Winzer gegen ein immer heftiger um sich greifendes Phänomen hin: Weinblattdiebstahl.

Insbesondere in der unmittelbaren Umgebung von Wien, in Traiskirchen oder Oberlaa, leiden die Weinbauern darunter, daß Plünderer ihre Reben entlauben, um Weinblätter gleich säckeweise an Restaurants in der Donaustadt zu verkaufen. Diese bieten die südländische Spezialität ihren Gästen an, meist mit Lamm, Bulgur oder Reis gefüllt. Bisher konnten selbstorganisierte Wachtrupps immer wieder Täter mit orientalischen Wurzeln dingfest machen. Wie das Portal unzensuriert.at vergangene Woche berichtete, hat die FPÖ-Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein sogar schon das Parlament auf den massiven Weinblattdiebstahl mittels Anfrage aufmerksam gemacht, bisher ohne Resultat. Die Frage bleibt, ob tatsächlich Gefahr durch giftiges Pflanzenschutzmittel droht oder die Warnschilder nur der Abschreckung dienen. Lokale Winzer hüllen sich eisern in Schweigen.