© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

Haltungsnote
Verbeugung Richtung Mekka
Christian Rudolf

Die lutherische Bischöfin von Stockholm, Eva Brunne, gab unlängst ein Zeugnis ihrer „progressiven“ Frömmigkeit: Bei einer Beratung darüber, was zu tun sei, falls die nichtchristliche Besatzung eines Schiffes im Freihafen der schwedischen Hauptstadt anlande und in der Seemannsmission beten wolle, machte die Dame mit Priesterkragen der Verwaltung des Kirchleins einen wahnwitzig „toleranten“ Vorschlag: Aus dem rot und weiß gestrichenen Langhaus möge man störende Gegenstände wie das große Kruzifix an der Schmalseite und andere christliche Symbole entfernen und statt dessen die Richtung nach Mekka markieren. So könnten sich Seemänner „anderer“ Glaubensüberzeugungen dort mehr „willkommen“ fühlen. „Priester sind berufen, Christus zu verkünden. Wir tun das jeden Tag und bei jeder Begegnung“, versuchte sich Brunne, die 2009 die erste offen homosexuelle Bischöfin der Welt wurde, an einer Begründung. „Das bedeutet jedoch nicht, daß wir geizig zu Menschen anderen Glaubens wären.“ Die Logik mag verstehen, wer will. Jedenfalls war die Direktorin der Mission mit Bischöfin Eva nicht einverstanden: „Sollte ich eine Moschee besuchen, verlange ich nicht die Entfernung der Symbole. Es ist meine Entscheidung, dort hinzugehen.“