© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

„Wir zeigen das Gesamtbild“
Interview: Billy Six über die JF-TV-Dokumentation zur „Flüchtlingslüge“, die am 14. Oktober veröffentlicht wird

Herr Six, Sie haben mit JF-TV den Balkan durchquert, um die Route der Asylbewerber zu erkunden. Warum?

Six: Die Dokumentation zeigt die Dinge wahrheitsgemäß – und nicht politisch korrekt. Zugleich sollte sie auch nicht nur bierernst wirken. Viele andere Fotografen standen oft in einer Traube um die wenigen Frauen und Kinder herum. Unser Ziel war es, das Gesamtbild einzufangen. Im Klartext: Wir zeigen, daß 70 bis 90 Prozent der Wanderer Männer sind und daß sie hauptsächlich aus wirtschaftlichen Motiven kommen.

Welche Strecke haben Sie und das TV-Team zurückgelegt?

Six: Wir sind mit dem Auto über Bayern nach Wien gefahren. Dann nach Budapest. Schließlich über Belgrad und Skopje bis zur griechischen Grenze, die wir überquert haben. Endstation war Thessaloniki. Das Hauptteam hat danach in Spanien und Calais weitere Aufnahmen gedreht – unter anderem mit dem JF-Reporter Hinrich Rohbohm.

Wie lange waren Sie insgesamt unterwegs?

Six: Ich selbst sechs Wochen.

Haben Sie noch Kontakt mit den Asylbewerbern, die Sie auf der Reise kennengelernt haben?

Six: Mit vielen Leuten. Zum Beispiel habe ich mit der 21jährigen aus Damaskus, die ich mehrere hundert Kilometer begleitet habe, gestern geskypt. Sie hat ihren Laufzettel bekommen und wohnt jetzt nicht mehr im Zeltlager, sondern in einer dörflichen Pension bei Wien. Auch mit einem volltatöwierten Iraker im Lager Erlangen stand ich gestern in Kontakt. Der sagte, daß er mal eine Disko in Europa besuchen wolle.

Was war das außergewöhnlichste Erlebnis?

Six: Der legale Grenzübertritt bei Rözke an der ungarisch-serbischen Grenze. Er dauerte länger als der Weg über die grüne Grenze. Autofahrer warten in einer Schlange eine Stunde. Zweihundert Meter weiter latschen die Leute einfach so hinüber in großen Gruppen. Die Armee stand nur daneben.

Europa von innen – Die Flüchtlingslüge ist ab 14. Oktober in voller Länge auf unserem Youtube-Kanal zu sehen.

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