© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

Überleben auf dem roten Planeten
Science-fiction-Kino: „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ von R. Scott
Claus-M. Wolfschlag

Im 21. Jahrhundert fokussiert sich der große Menschheits-traum von der Erkundung des Weltraums immer mehr auf den Aspekt der wirtschaftlich verwertbaren Erschließung, besteht auf der Erde doch aufgrund begrenzter Flächen und Rohstoffe eine natürliche Wachstumsbarriere. Wie schön wäre es deshalb, so die Weltraum-Utopisten, die Erde zu überwinden und sich neue Ressourcen im All zu erschließen. Das kapitalistische Wirtschaftssystem könnte in die Unendlichkeit wuchern. Bevölkerungsüberschüsse würden auf fremde Planeten transloziert, riesige Rohstoffareale in großem Maß genutzt.

Regisseur Ridley Scott („Alien“, „Blade Runner“) hat ein Weltraumabenteuer verfilmt, das auf dieser Utopie fußt. „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft. Eine Mission der Nasa soll der Erforschung und späteren Besiedlung des Planeten Mars dienen. Die Arbeit verläuft zunächst erfolgreich, doch dann wird Crew-Mitglied Mark Watney (Matt Damon) in einem Sturm von Trümmerteilen verletzt. Die Crew hält ihn für tot, und die Kommandantin erteilt den Befehl, die Heimreise ohne ihn anzutreten. Doch Watney hat überlebt und begibt sich zurück in die verlassene Marsstation.

Der Film teilt sich fortan in zwei Schauplätze. Zum einen sieht man den einsamen Daseinskampf des Astronauten auf dem roten Planeten, zum anderen die Vorbereitungen einer Rettungsaktion auf der Erde, nachdem sein Überleben bemerkt wurde.

Scotts Robinsonade geht weit über gängige Science-fiction-Streifen vom Überlebenskampf im All, etwa Alfonso Cuaróns „Gravity“ (2013), hinaus. Der spannend inszenierte Film dient letztlich der Vermittlung der Botschaft, daß menschlicher Erfindergeist, Mut und Anpassungsfähigkeit selbst widrigste Umstände zu überstehen vermag. So wird aus dem entbehrungsreichen Kampf des Gestrandeten ein Lehrstück zur Einstimmung auf die kommenden Entbehrungen jener Helden, die einmal das Überleben des herrschenden Wachstumssystems sichern sollen.