© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/15 / 09. Oktober 2015

CD-Kritik: Ludwig Berger, Franz Schubert
Rose, die Müllerin
Jens Knorr

Die Geschichte von Franz Schuberts berühmtem Liedzyklus begann 1816 mit dem Liederspiel um Rose, die schöne Müllerin, in der Donnerstagsrunde bei Staegemanns in Berlin, Jägerstraße. Zehn der dazu von mehreren Mitwirkenden beigesteuerten und mit improvisiertem Gesang dargebotenen Gedichte hat nachher der Berliner Komponist Ludwig Berger vertont, darunter fünf von Wilhelm Müller, der die Rolle des – joke with name: – Müllerburschen übernommen hatte. Bergers 1819 im Druck erschienenen „Gesängen aus einem gesellschaftlichen Liederspiele“ hat der Tenor Markus Schäfer seine leichtgewichtige, wenig modulationsfähige Stimme an ungeeignetem Aufnahmeort, dem fürchterlich nachhallenden Stadtschloß Weimar, gegeben.

Was in den Gedichten unter biedermeierlicher Pose und Posse verborgen liegt, sucht Bergers Vertonung, mehr Nachklang denn Vorspiel, peinlichst unangerührt zu lassen. Ganz freilich möchte ihr das nicht gelingen.

Und dann singt Schäfer noch den kompletten Schubert-Zyklus so pauschaliert, daß das Gefälle zu der anderen Komposition so groß gar nicht mehr erscheint. Der Sänger und sein Pianist Tobias Koch am Hammerflügel bringen zwar manch artige, auch überraschende Auszierungen ein. Die allein machen aber noch keine eigenständige Interpretation aus.

Ludwig Berger, Franz Schubert Die schöne Müllerin Deutschlandradio/CAvi-music, 2015  www.avi-music.de