© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/15 / 02. Oktober 2015

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Birg: Zuwanderung löst Probleme nicht

SANKT AUGUSTIN. Zuwanderung kann weder die Alterung der deutschen Gesellschaft stoppen noch den Wohlstand erhöhen. Diese Ansicht vertritt der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg in einem Aufsatz für das Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie (Sankt Augustin bei Bonn). Statt dessen hält er es für notwendig, die Geburtenrate von derzeit 1,4 auf durchschnittlich zwei Kinder pro Frau zu erhöhen. Politiker, die die Zuwanderung als Chance oder Lösung für andere Probleme darstellten, statt für die Förderung von Familien mit Kindern einzutreten, führten das Land sehenden Auges in eine Sackgasse. Sie lenkten von der Hauptursache des Bevölkerungsrückgangs ab: „Unsere Gesetzliche Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung prämiert Kinderlosigkeit und bestraft Familien mit Kindern, dadurch verletzt sie das oberste Verfassungsprinzip jeder Demokratie – die Gleichheit aller vor dem Gesetz.“ Auch müsse ehrlich gefragt werden, wer von wem profitiere – „die nicht Zugewanderten von den Zugewanderten oder umgekehrt“. Zahlreiche Untersuchungen zeigten ein klares Gefälle: Die Leistungen, Einkommen und Steuerzahlungen seien bei den Einheimischen höher als bei den Zugewanderten. Die gleiche Richtung habe auch das Transfergefälle: So sei der Prozentsatz der Empfänger von Sozialhilfe bei Migranten rund dreimal so hoch wie bei Deutschen. Das Ergebnis eines jeden Vergleichs hängt laut Birg stets vom gewählten Vergleichsmaßstab ab. So könne man fragen, ob es Deutschlands Wirtschaft mit Zuwanderung besser gehe als ohne. Die Antwort darauf laute ja: „Ohne Zuwanderung hätten wir wahrscheinlich einen wirtschaftlichen Rückschlag wegen fehlender Arbeitskräfte und geringerer Nachfrage.“ Man könne aber auch fragen, wovon Deutschland mehr profitiere – von Zuwanderung oder eigenem Nachwuchs: „Mit eigenem Nachwuchs statt Zuwanderungen hätten wir eine besser qualifizierte Bevölkerung, und sowohl die Produktivität, das Pro-Kopf-Einkommen als auch das Wachstum wären höher als beim Fall mit Einwanderungen.“ (idea/JF)





Eva Menasse erhält neuen Literaturpreis für Humor

ZÜRICH. Die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse erhält den nach Jonathan Swift („Gullivers Reisen“) benannten Internationalen Literaturpreis für Satire und Humor. Die in diesem Jahr erstmals verliehene Auszeichnung für ein gesamtes literarisches Schaffen ist mit 20.00 Schweizer Franken dotiert, finanziert von der Werner-Dessauer-Stiftung. Die Preisverleihung soll am 29. November in Zürich stattfinden. Die heute in Berlin lebende 45jährige Menasse veröffentlichte zuletzt Anfang dieses Jahres die Essay-Sammlung „Lieber aufgeregt als abgeklärt“. (tha)

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