© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/15 / 02. Oktober 2015

Kommando gegen Kartell
Drogenthriller: „Sicario“ von Denis Villeneuve
Wolfgang Paul

Wenn es im Kino um den Kampf gegen Drogen geht, dann sind einige Orte in den USA längst zum Kriegsgebiet geworden. Eine besonders heiß umkämpfte Zone liegt im Süden der Vereinigten Staaten, an der Grenze zu Mexiko. Dort, wo es neben Drogenschmuggel auch um illegale Einwanderung geht und um die Frage, wer die Macht hat: das Gesetz oder die Drogen-Kartelle.

„Sicario“, der neue Film des Frankokanadiers Denis Villeneuve, zeichnet ein düsteres Bild der Lage. Bei der Erstürmung eines Hauses in der Wüste Arizonas macht ein FBI-Trupp einen grausigen Fund: In den Wänden sind in Plastik verpackte Leichen verborgen. Zudem tötet eine versteckte Bombe einige der Polizisten. Schnell wird klar, daß in dieser Welt ethische Regeln außer Kraft gesetzt sind.

Auftragsmörder auf allen Seiten

Die großartige Emily Blunt spielt die schuldbewußte Einsatzleiterin Kate Macer, eine aufrechte, zuweilen etwas naive Streiterin für Recht und Gesetz. Sie läßt sich von einem inoffiziellen Sonderkommando anwerben, um mit äußerster Konsequenz gegen ein Drogen-Kartell vorzugehen. Ihre Kollegen sind der Haudrauf Matt Graver (Josh Brolin) und der skrupellose Alejandro. Benicio del Toro spielt ihn als undurchsichtigen Lateinamerikaner in Diensten der US-Regierung.

Die erste große Herausforderung für das Team ist die Überführung eines Drogenbosses aus der mexikanischen Grenzstadt Juárez in die USA. Es wird für Kate erneut eine Reise in ein Reich des Todes. An einer Straßenbrücke hängen verstümmelte Leichen – als blutige Mahnung der Clans für alle, die sich ihnen widersetzen. Unglaublich spannend ist die Situation an der Grenze inszeniert, als Kate und die Männer mit dem Drogenboß im Auto in einer Schlange stehen und nach einem Killerkommando Ausschau halten, das ihren Gefangenen befreien will und tatsächlich brutalstmöglich ausgeschaltet wird.

Die Grenze zwischen Mexiko und Nordamerika, zwischen Entwicklungs- und Industrieland, war schon 1958 von Orson Welles in seinem Thriller „Im Zeichen des Bösen“ (Touch of Evil) in Frage gestellt worden. Heute gibt es Auftragsmörder, spanisch „Sicario“, auf allen Seiten. Das knallharte Ende in diesem Film scheint nur vorläufig. Und Kate Macer, die nie in eine Situation kommen wollte, in der sie das Gesetz bricht, wird einen Persilschein für das Team ausstellen müssen.