© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/15 / 25. September 2015

Frisch gepresst

Studenten in Kiel. Zu den Veranstaltungen, die seit Monaten an die Gründung der Christiana Albertina vor 350 Jahren erinnern und die Anfang Oktober mit einem Festakt gekrönt werden, bleiben gedruckte Würdigungen des Ereignisses eher unauffällig. Nur der Wirtschaftshistoriker Rainer S. Elkar wagte sich an eine Gesamtschau über die Jahrhunderte hinweg, allerdings begrenzt auf die „größte und wichtigste Gruppe“ der Förde-Uni: die Studenten. Im Sauseschritt, aber mit viel Sinn für kulturhistorische Kuriosa, bringt der zeitreisende „Vormärz“-Fachmann Elkar das 17. und 18. Jahrhundert hinter sich, um länger beim politischen und militärischen Engagement Kieler Studenten zwischen 1830 und 1851 zu verweilen. Es folgen die umfangreichsten, die Geschichte der „preußischen Zeit“ bis 1945 meinungsfroh dem Urteil des „jüngsten Gestrigen“ (Golo Mann) und tagesaktuell Gültigen unterwerfenden Kapitel. Trotzdem gelingt dem Autor eine gut lesbare, kurzweilige, weil immer wieder durch Hinweise auf illustre Kieler Studenten wie Stalins „Meisteragenten“ Richard Sorge, den Rathenau-Attentäter Erwin Kern oder den „Atomspion“ Klaus Fuchs aufgelockerte Darstellung. Ausführlich geschildert werden auch die 68er-„Institutsbesetzungen“ und der studentische Terror gegen als „faschistisch“ stigmatisierte Professoren. (dg)

Rainer S. Elkar: Studieren in Kiel. Eine historisch-politische Zeitreise von den Anfängen bis zur Gegenwart.Husum Verlag, Husum 2015, 207 Seiten, Abbildungen, 14,95 Euro




Lutherland. 41 Gramm wiegt er, der Luther, und kostet 6,95 Euro. Anläßlich des 500jährigen Jubiläums der Reformation 2017 gab Lego eine Playmobil-Figur des „Junker Jörg“ heraus. Dies ist nur eines der zahlreichen Lutherbilder, die Franz Kadell, Regierungssprecher a.D., in seinem Beitrag zum Sammelband „Lutherland“ aufgespürt hat. Diverse Experten, wie Konrad Breitenborn, der Doyen der sachsen-anhaltinischen Kulturgeschichte, und Martin Treu, Leiter der Luther-Gesellschaft, durchleuchten, was die theologische Revolution Luthers alles ins Rollen gebracht hat. Die Entwicklung der deutschen Sprache, das damalige Alltagsleben und die Rechtsprechung machen nur einen Teil davon aus. Mit speziellem Akzent auf die Universitäten Wittenberg und Halle vergegenwärtigen die Autoren so das kulturelle Erbe des Landes. (ab)

Franz Kadell, Bianca Kießling, Bernd Lüdkemeier (Hrsg): Lutherland Sachsen-Anhalt. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2015, gebunden, 384 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro