© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/15 / 25. September 2015

Die US-Wirtschaft und der Vorwahlkampf ums Weiße Haus
Keine Angst vor Trump
Thomas Kirchner

Politclown Donald Trump – so läßt sich die deutsche Berichterstattung über den Favoriten unter den republikanischen US-Präsidentschaftsbewerbern auf den Punkt bringen. Komisch nur, daß in den Umfragen Trump und die gefühlte Favoritin Hillary Clinton fast gleichauf liegen. Auch daß der afroamerikanische Neurochirurg Ben Carson bei den „rassistischen“ Republikanern gut abschneidet, paßt nicht ins Weltbild.

Und ist Trump wirklich peinlicher als andere Kandidaten? Hillary Clinton erzählte, wie sie in Bosnien aus dem Flugzeug stieg, während Gewehrkugeln über ihren Kopf zischten. Dann zeigte das Fernsehen, wie bei ihrer friedlichen Ankunft Kinder Gedichte vortrugen. Sie erzählte, wie sie kurz vor dem Bankrott stand, als sie aus dem Weißen Haus auszog. Die Offenlegung ihrer Vermögensverhältnisse zeichnet ein etwas anderes Bild. 

Aber was hält die Wirtschaft von Trump? Bei vielen Konzernen sitzen eher Verwalter als Unternehmer in Führungspositionen; dort favorisiert man Establishmentkandidaten wie Jeb Bush. Klassische Unternehmer hingegen sehen viele Parallelen zwischen ihrem eigenen Lebenslauf und dem Trumps. Anders als andere Politmillionäre hat er sein Vermögen selbst erwirtschaftet. John F. Kennedy bleibt Ikone der linken Popkultur, auch wenn er von dem lebte, was Vater Joseph durch Spekulationen auf den Börsencrash von 1929 gewonnen hatte. Und im Gegensatz zu Ex-Vizepräsident Dick Cheney und zwei Generationen der Bushs schaffte es Trump ohne staatliche Großaufträge.

Daß er aus einer wohlhabenden Immobilienfamilie stammt, schmälert seine eigenen Erfolge nicht. Schließlich ging auch Facebooks Mark Zuckerberg einst auf teure Privatschulen. Letztlich zählt aber nur Leistung, und da liegt Trump klar vor seinen Mitbewerbern – und: endlich ein Kandidat, der es nicht nötig hat, sich zu bereichern. Sondern der so offen sein kann, daß er zugibt, zu manchen Themen noch keine Meinung zu haben. Wie ein Unternehmer eben.