© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/15 / 18. September 2015

Haltungsnote
Eine Bereicherung
Christian Rudolf

Reinhold Würth, der kunstsinnige Schraubenhandelsunternehmer aus Künzelsau, hat es nicht nur zum Weltmarktführer bei Befestigungs- und Montagetechnik gebracht, sondern betätigt sich auch als Kunstmäzen. Seit einem halben Jahrhundert kollektioniert er nicht nur gültige Banknoten – mit seinen 80 Jahren liegt er auf Platz 14 der reichsten Deutschen –, sondern konnte eine der größten privaten Kunstsammlungen Europas aufbauen. 400 Werke von Spätgotik bis Gegenwart läßt er seit vergangenem Wochenende im Berliner Gropius-Bau ausstellen. Würth besitzt 15 Museen und Kunsthallen über ganz Europa verstreut, in denen der Eintritt frei ist. Nur will uns bei einem Blick auf dessen Motiv die Freude leicht verschattet sein, denn Würths „Engagement ist nicht nur selbstlos“, wie er im Interview angab, „die Sammlung macht uns bekannt, sie treibt das Unternehmen voran“; „mit diesem Pfund“ wolle man „wuchern“. Der Schraubenhändler plauderte noch weiter: Man bereite gerade ein leerstehendes Gebäude für die Unterbringung von „Flüchtlingen“ vor. „Unabhängig von staatlichen Aktivitäten geben wir als erste Hilfe 500.000 Euro dazu“. Das seien alles „Akademiker, Ärzte“ und eine „Bereicherung“. Für das Image von Würths Firma bestimmt.