© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/15 / 18. September 2015

Umwelt
Produktion in den Müll
Jörg Fischer

In den EU-Ländern wird derzeit nur ein Drittel des Elektroschrotts ordnungsgemäß entsorgt. Etwa 6,2 der 9,5 Millionen Tonnen Altgeräte landen jedes Jahr im Hausmüll oder in dunklen Kanälen. Das beklagt eine Studie des Projektes gegen illegalen Elektroschrotthandel (CWIT), die von UN-Organisationen, Interpol und der EU finanziert wurde. Durch den sorglosen Umgang entstünde ein volkswirtschaftlicher Schaden zwischen 800 Millionen und 1,7 Milliarden Euro – einerseits drohten Umweltprobleme durch giftiges Quecksilber oder Blei, anderseits verblieben Wertstoffe wie Edelmetalle in den ausrangierten Elektrogeräten. Doch mit Gesetzen und Polizeikontrollen gegen „den am schnellsten wachsenden der weltweiten Müllströme“ vorzugehen hilft nur bedingt weiter.

Immer mehr Elektronikprodukte werden bewußt auf eine geringe Lebensdauer ausgelegt

Besser wäre es, die Geräte schon bei der Konstruktion auf Wiederverwertung auszulegen und vor allem so zu bauen, daß sie möglichst lange halten. Doch immer mehr Elektronikprodukte werden vom Hersteller absichtlich auf eine geringe Lebensdauer ausgelegt. Diese „geplante Obsoleszenz“ gibt es nicht nur bei Laptops oder Telefonen. Bei vielen Fernsehern ist schon nach wenigen Jahren kein Update mehr möglich. Bei der „Weißen Ware“ bietet allein Miele eine zehnjährige Herstellergarantie. Bei Neuwagen steht Kia mit seiner Sieben-Jahres-Garantie allein da. Andere Autokonzerne wagen das wegen der absehbaren Elektronikprobleme nicht. Bald droht zudem die Motoren-Obsoleszenz: Die „Verringerung des Hubraums und der Zylinderzahl, gepaart mit verstärktem Einsatz von Turboladern, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit Auswirkungen auf die Lebensdauer der Triebwerke“, prophezeite ein Kfz-Sachverständiger in der FAZ. Sprich: Von drei- und vierzylindrigen CO2-Effizienzwundern die Finger lassen.