© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/15 / 11. September 2015

Frisch gepresst

Richard Wagner. Vor 41 Jahren vermehrte der Eichstätter Wirtschaftshistoriker Hubert Kiesewetter mit einem ideenhistorischen Fresko zum Thema „Von Hegel zu Hitler“ die zahllosen Deutungsversuche zur „deutschen Katastrophe“. Entstanden ist dieses der Dekonstruktion nationaler Identität dienende literarische Genre schon mit der angelsächsischen Kriegspropaganda während des Ersten Weltkrieges. Seit Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg gab es abermals einen gewaltigen Schub, da „Aufklärungsschriften“ zwecks Umerziehung benötigt wurden. Thomas Manns „Doktor Faustus“ (1947) und Georg Lukács’„Zerstörung der Vernunft“ (1950) zählten in diesem Umfeld zu den Erzeugnissen für den intellektuell etwas verwöhnteren Geschmack. An Lukács orientierte sich auch Kiesewetters „Von Hegel zu Hitler“, eine alles Unheil auf den deutschen „Irrationalismus“ reduzierende Großstudie, die 1995 entgegen der Titelankündigung leider nicht „in völlig veränderter“ zweiter Auflage erschienen ist. Auch mit seinem Alterswerk „Von Richard Wagner zu Adolf Hitler“ hat sich der Emeritus nicht von eingeschliffenen moralisierenden Mustern befreit. Also geht es um Wagners frühen, mittleren und späten „Antisemitismus“, den Ludwigs II., den zweideutigen „Antisemitismus“ Cosimas, den „Rassismus“ ihres Schwiegersohns Houston Stewart Chamberlain und natürlich um den „Wagnerianer Hitler“. Üppig fällt der Erkenntnisgewinn dieses Buches daher nicht aus. (wm)

Hubert Kiesewetter: Von Richard Wagner zu Adolf Hitler. Varianten einer rassistischen Ideologie. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2015, broschiert, 259 Seiten, 29,90 Euro




Gender. Die Reihe aktueller Bücher über die Gender-Ideologie bereichert das Werk des katholischen Publizisten Mathias von Gersdorff. Mit „Gender –Was steckt dahinter?“ ist es ihm gelungen, das Konstrukt Gender Mainstreaming, das er selbst als „konfus“ und „widersprüchlich“ beschreibt, in verständlicher Sprache darzulegen. Über chronologische Wegmarken des Gender-Erfolgs bis zu gegenwärtigen „Bildungsplänen“ analysiert er zudem eine zunehmende Sexualisierung in dieser Konzeption. Die Einflußnahme auf Kinder und Jugendliche führe zudem zur Infragestellung ihrer Identität. Dieses Buch ist vor allem jenen zu empfehlen, die sich einen ersten Überblick verschaffen wollen. (kp)

Mathias von Gersdorff (Hrsg.): Gender – Was steckt dahinter? Media Maria Verlag, Illertissen 2015, gebunden, 128 Seiten, 14,95 Euro