© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/15 / 11. September 2015

„Ich wußte nicht, was Marsmenschen sind“
Rezension: Orson Welles’ Hörspiel „Krieg der Welten“ ließ schon 1938 die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmen
Katharina Puhst

Orson Welles, einer der einflußreichsten Regisseure Hollywoods, fasziniert auch heute noch. 1938 glaubten Tausende Menschen aufgrund des Hörspiels „Der Krieg der Welten“ an eine Invasion durch Außerirdische. Eine Massenhysterie in New Jersey war die Folge. 

Der neu herausgegebene Film „Orson Welles – Krieg der Welten“ vom Wissens-Verlag dokumentiert auf interessante Weise die Auslösung von Panik und bietet anhand von Zeitzeugenberichten Einblicke in die Verhaltensweise der Amerikaner. Welles konnte Spannung aufbauen, indem er Techniken verwendete, wie er sie in Volksansprachen von Politikern gehört hatte. 

Die Fiktion wirkte dadurch real. Da die meisten Menschen von einer anderen Sendung zu dieser umgeschaltet hatten, verpaßten sie den zu Beginn genannten Hinweis, daß es sich um ein Hörspiel handelt. Als der Sprecher in seiner Erzählung verstummte, um deren Höhepunkt zu markieren, nahmen viele an, er sei von den Aliens getötet worden. Die Geschichte fand Gläubige. 

„Ich wußte nicht, was Marsmenschen sind. Ich dachte, Hitler habe New Jersey zerstört“, sagte eine Zuhörerin am darauffolgenden Tag. Telefonleitungen liefen heiß, Leute machten sich Sorgen um ihre Familienangehörigen. Anwohner gingen auf die Straßen und flohen, während andere meinten, ihrer letzten Stunde entgegenzublicken. Erst am Ende der fiktiven Reportage kam es zur Aufklärung. Auch wenn etliche Zuhörer auf Schadensersatz klagten, so galt ihr eigentlicher Zorn der Tatsache, vom Radio manipuliert worden zu sein. Den eigenen Urängsten ausgeliefert zu sein und das aufgrund einer erfundenen Geschichte, war für die Bürger New Jerseys Anlaß dazu, ein Gesetz zu fordern, das zukünftig Medien kontrollieren sollte. 

Für Welles-Liebhaber sowie Interessierte ist die DVD eine lohnenswerte Anschaffung, denn sie spiegelt nicht nur den Karrieresprung des Regisseurs wider, sondern auch den Einfluß, den Medien auf Menschen ausüben.

Neugierig geworden? Die JF verlost eine DVD „Krieg der Welten“. Postkarte an Junge Freiheit, Hohenzollerndamm 27a, 10713 Berlin, zu Händen Ronald Gläser oder per E-Mail an glaeser@jungefreiheit.de. Stichwort: Orson Welles. Einsendeschluß: 18. September 2015.

Cathleen O‘Connell: Panik in Amerika – Orson Welles – Krieg der Welten. Komplett Media AG/der-wissens-verlags.de, 53 Minuten, 19,95 Euro