© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/15 / 04. September 2015

Zweiter Aufguß für die Quote
Nach Löschung aus der Mediathek: WDR wiederholt „Hart aber fair“-Sendung zur Geschlechterdebatte
Thorsten Thaler

Der Vorgang ist beispiellos in der deutschen Fernsehgeschichte: Die Gesprächssendung „Hart aber fair“ am kommenden Montag wird sich mit exakt demselben Thema (Geschlechterpolitik) und mit genau denselben Gästen (unter anderem die Publizistin Birgit Kelle, die Schauspielerin Sophia Thomalla und der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki)befassen wie schon einmal vor sieben Monaten – plus einer frauenbewegten Aufpasserin, die offenbar darauf achten soll, daß alle Teilnehmer, einschließlich des Moderators Frank Plasberg, dieses Mal auch ja politisch korrekt daherreden. Auslöser dieser gebührenfinanzierten Sottise ist die Entscheidung des Westdeutschen Rundfunks, die erste Sendung nach Protesten von Frauenverbänden aus seiner Mediathek zu löschen. Ein klarer Fall von Zensur (JF 36/15), auch wenn die Entscheidung am Montag dieser Woche wieder rückgängig gemacht wurde. Die nahezu einhellige Kritik daran wiederum bewog die Programmverantwortlichen jedenfalls dazu, die Sendung einfach wiederholen zu lassen – vermutlich in der Hoffnung, daß ihr zweiter Aufguß das Gütesiegel aller Genderbewegten erhält.

Vorauszusehen ist, daß die Sache im Grunde nur schiefgehen kann. Plasberg wird ohnehin die Schere im Kopf haben; Kelle, Thomalla und Kubicki werden von ihrer Kritik an dem Gender-Unsinn jetzt erst recht nichts zurückzunehmen; und die Vertreterin der Frauenverbände wird ebendiesen Nonsens engagiert vertreten. Was also soll dabei herauskommen? Das Unternehmen ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Von dem auf diese Art nicht aus der Welt zu schaffenden Zensurvorwurf zu schweigen.

Aber vielleicht verfolgt der WDR ja auch eine ganz andere Absicht. Möglicherweise will er mit seiner Zensur und der Wiederholungssendung nur die schwächelnden Quoten von „Hart aber fair“ nach oben jazzen. Nun, zumindest das dürfte ihm am Montag gelingen.