© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/15 / 28. August 2015

Lesereinspruch

Nicht im Ernst

Zu: „Ein Kätzchen mit Tigerstimme“ von Sebastian Hennig (JF 34/15)

Von der Aufführung habe ich zwar nur den 1. Akt gesehen, möchte aber auch so dem Rezensenten widersprechen. Der Treppenwirrwarr verhindert nicht das Zusammenstreben der Liebenden, er ermöglicht – oder bedingt? – oft eine gleichzeitige Abwesenheit der vier Protagonisten, die dem Geschehen widerspricht (Gespräch über die Zaubertränke). 

Und wie „harmonieren“ in einem „Gesamtkunstwerk“ die übertrieben scharfkantigen Holzkonstruktionen zu der von Christian Thielemann bereiteten Fülle von „Melodien voller weicher Übergänge“? 

Ob es dem Urgroßvater, dem Komponisten, Dramatiker und Textdichter Richard Wagner, der es vermochte, intimste seelische Regungen nachzuzeichnen, gefallen hätte, diese Musik solchem Bühnenbild ausgesetzt zu sehen, mag bezweifelt werden. Und überdies: Isolde als Kätzchen zu bezeichnen, klingt überraschend, wenn nicht gar kitschig. Daß das Regietheater „jüngst verblichen“ sei, kann der Rezensent ja wohl nicht im Ernst meinen.

Wolfgang Jäger, Dortmund