© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

Umwelt
Bunter Feinstaub
Jörg Fischer

Vor 25 Jahren startete die Operation Südflanke, der erste heiße Einsatz der Bundesmarine im Rahmen des Zweiten Golfkriegs. In diesem Jahr gab es eine weitere Premiere: Das Musikkorps der Bundeswehr trat zusammen mit der seit 40 Jahren aktiven teutonischen Rocklegende Udo Dirkschneider beim größten Metal-Festival der Welt auf. Bei beiden Einsätzen waren keine Verluste zu beklagen, aber der Regen und Schlamm beim Wacken-Freilichtkonzert lieferte eine passende Feldlager-Atmosphäre. Der Matsch hatte zudem etwas Gutes: Gesundheitsschädlicher Feinstaub konnte weder den Militärmusikern noch den Metallern zusetzen. Viel gefährlicher ist es hingegen bei den farbenfrohen „Holi-Festivals of Colours“. Dessen Zuschauer sind zwar nicht so lautstark und martialisch gekleidet wie in Wacken, aber sie bewerfen sich mit gefärbtem Pulver, um so „den Triumph des Guten über das Böse“ zu feiern – doch die hinduistische Tradition ist gesundheitlich problematisch.

Die gesundheitliche Relevanz des Holi-Farbpulvers ist bislang nur ansatzweise untersucht.

Laut Messungen des Umweltbundesamts (UBA) lag die Feinstaubkonzentration (PM10) auf dem Holi-Festivalgelände im Mittel bei 296 Mikrogramm pro Kubikmeter, in Spitzenkonzentrationen waren es sogar 2.960 Mikrogramm. Das ist sechzigmal so hoch wie der EU-Grenzwert für PM10. Die bunten Feinstaubwolken stellten keine Gefahr dar, behaupten die Holi-Veranstalter: „Größten Wert legen wir natürlich auch auf die Qualität der Farben, die hautverträglich und ökologisch unbedenklich sind.“ Das UBA rät dennoch zur Vorsicht: Die gesundheitliche Relevanz dieses Gulal oder Mikrokonfetti genannten Farbpulvers, von dem bis zu mehreren Tonnen pro Veranstaltung in die Luft geworfen würden, sei bislang nur ansatzweise untersucht. Wacken-Schlamm ist da erfahrungsgemäß ungefährlicher.