© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

Bologna ohne Rückhalt an Hochschulen: Wissenschaftliche Fächerkultur beschädigt
Mutige Widerständigkeit gefordert
(ob)

Als vor 15 Jahren die Bologna-Reform auf die deutschen Hochschulen zurollte, war der Münchner Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin kurzzeitiger Kulturstaatsminister im ersten rot-grünen Kabinett Gerhard Schröders. Widerspruch war damals weder von ihm noch von all jenen Koryphäen zu vernehmen, die, nun überwiegend im sicheren Ruhestand, sich seit kurzem immer häufiger über die Schattenseiten dieser Reform mit dem Bachelor- und Master-Punktesammeln beklagen. Unter ihnen schimpft Nida-Rümelin am lautesten über die „Ökonomisierung“ des Bildungssystems, der man sich unterworfen habe. Einer im April 2015 in seinem Hausorgan, der Zeit, veröffentlichten Philippika hat der Ex-Staatsminister jetzt die zornige Langfassung in Forschung&Lehre (5/2015) folgen lassen. Am schwersten sei nach Bologna die geisteswissenschaftliche Fächerkultur beschädigt worden. Dort lockerte die Verschulung des Studiums die tradierte Verbindung von Forschung und Lehre, von „Einsamkeit und Freiheit“. Beide Bereiche litten zunehmend unter Nivellierung, die „nach mutiger und konsequenter Widerständigkeit“ rufe. Es gelte sich von der „Praxis der Anbiederung“ zu befreien, die eine Reform Dozenten und Studenten beschert habe, „hinter der kaum noch jemand an den Universitäten steht“.  


 www.forschung-und-lehre.de