© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

Zeitschriftenkritik: Vision 2000
Die Kultur des Lebens verteidigen
Werner Olles

Ich sah eine große Traurigkeit über die Menschen kommen“, schrieb Friedrich Nietzsche vor über 150 Jahren, als er die Zukunft Europas vorausschaute. Der Philosoph las an seinem eigenen Leben ab, was kommen wird: „Da es keinen Gott mehr gibt, ist die Einsamkeit nicht mehr zu ertragen“, schrieb er an seine Schwester. Spätestens seit Nietzsche ist die Traurigkeit und der Lebensüberdruß das teils unterschwellige, teils unverschämt zur Schau gestellte Thema in der Kunst, in Theater, Literatur, Musik, Architektur, ja bis in die Beziehung der Geschlechter und die Mode hinein. Kunst, die einmal Offenbarung des Schönen, des Guten, des Göttlichen und somit in der Mühsal des Alltags Inspiration zur Freude und Hoffnung war, ist heute weitgehend abgeglitten ins Dämonische und Häßliche: „Ein großer Teil unserer Kunst ist dämonisch“ (Simone Weil). Von dem russischen Dichter Dostojewski, der leidenschaftlich mit den Mächten der westlichen Todeskultur gerungen hat, stammt das bekannte Wort: „Schönheit wird die Welt erlösen.“ 

Die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Vision 2000 hat ihre aktuelle Ausgabe (4/2015) dem Schwerpunktthema „Das Leben ist schön“ gewidmet, und so ist auch der Beitrag von Weihbischof Andreas Laun „Macht die Augen auf – und freut euch des Lebens!“ als Kampfansage an die um sich greifende Freudlosigkeit zu verstehen. Zwar lasse es sich nicht übersehen, wie verrückt unsere Zeit geworden sei, daß sie Kinder, Mutterschaft und Vater-Werden wie eine Bedrohung darstelle und ständig darüber nachdenke, wie man Kinder noch besser verhüten und die Frauen von dieser „belastenden Situation“ möglichst rasch befreien kann – durch Verstaatlichung des Kindes so früh und so total wie möglich. Doch sei dies kein guter Nährboden für Freude am Leben, denn die moderne Welt befreie die Frau nicht, sondern unterdrücke sie, beraube sie ihrer besonderen Würde – vor allem auch der Freude, Gattin und Mutter zu sein. 

Im Heftteil „Portrait“ wird Abby Johnson, Ex-Direktorin einer texanischen Abtreibungsklinik, vorgestellt. Eindrücklich beschreibt sie ihre Erfahrungen mit der größten Abtreibungsorganisation der USA, Planned Parenthood, sowie ihre Bekehrung zur engagierten Lebensbefürworterin. Als „spirituellen Kampf“ beschreibt sie den Widerstand der Lebensschützer. Nachdem Abby sich von Planned Parenthood abgewendet hat, versuchen ihre Kritiker sie mundtot zu machen. Vom Gericht wird ihr eine Klage zugestellt, sie wird bezichtigt, Patientenakten und geschäftsinterne Informationen entwendet zu haben, um sie zu veröffentlichen. Doch jetzt wird ihre Geschichte erst recht publik und die Klage abgewiesen. Ihre Medienauftritte lösen eine Flut an Briefen und Anrufen aus. Heute verteidigt Abby Johnson die Kultur des Lebens in Schulen und Universitäten, in Schwangerenberatungsstellen, bei Tagungen und Kundgebungen. Dabei geht es immer um eine Botschaft der Hoffnung für sie: „Nur indem wir an die Liebe glauben, können wir den Kampf gegen die Kultur des Todes gewinnen.“

Kontakt:. Vision 2000, Beatrixgasse 14a/12, A-1030 Wien.  www.vision2000.at