© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/15 / 14. August 2015

Aufgeschnappt
Quoten mit Charakter
Matthias Bäkermann

Seit Jahren kniffeln Experten in Österreich daran, wie der Medizinaufnahmetest, der zum Studium an den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck berechtigt, noch gendergerechter gestaltet werden kann. Denn seit Jahren kranken die Fakultäten daran, daß zu viele Männer die Hürde ins Studium schaffen. Ein 2012 in Wien eingeführter Frauenbonus wurde juristisch kassiert, ein für alle Medizinhochschulen vereinheitlichter (und leichterer) Test soll seitdem Abhilfe schaffen. Frauen können darin naturwissenschaftliche Grundlagen, bei denen die Herren meist stärker punkteten, mit „sozialer Kompetenz und kognitiven Fähigkeiten“ ausbalancieren, „Charaktergespräche“ inklusive.

Für die Vizerektorin der Uni Wien, Karin Gutiérrez-Lobos, ist der damit erzielte Gender-Gap heute immer noch nicht ideal. Obwohl die Quote von 48,3 Prozent Frauen zu 51,7 Prozent Männern bei den Studienanfängern fast paritätisch ist, scheitern immer noch zu viele Bewerberinnen am Aufnahmeverfahren, klagte sie vergangenen Samstag in der Presse: Deshalb müßten jetzt „Unschärfen ausgebessert werden“. Lucia Grabetz von der Österreichischen Hochschülerschaft weiß sogar, wie man dem „Mißstand“ langfristig Herr werden kann: mit der völligen Abschaffung der Aufnahmetests.