© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/15 / 07. August 2015

Leserbriefe

Zu: „Was Hänschen nicht lernt ...“ von Karlheinz Weißmann, JF 31-32/15

Die Schule schafft sich ab

Wen wundert es noch? Schreiben nach Gehör in der Grundschule, Vernachlässigung der Rechtschreibung, Einführung der Block- anstelle der Schreibschrift, mangelnde Übung in den Grundrechnungsarten. Statt Kulturtechniken zu üben, gibt es „Projekte“, werden Noten abgeschafft, wird jahrgangsübergreifender Unterricht eingeführt, begleitet von einer falsch verstandenen Individualisierung und mißverstandenen Rolle des Lehrpersonals, was sich zuletzt bei der Abschaffung der Sonderschulen (Inklusion) zeigt oder beim „Gender Mainstreaming“. Das setzt sich fort in den unter unterschiedlichen Namen getarnten Einheitsschulen (Gesamtschulen) und in den Gymnasien, die sich im Sinne der Einheitsschulpädagogik zu öffnen haben und daher die Anforderungen absenken. 

So schafft sich die Schule selbst ab.

Ernst Hildebert Kratzsch, Rosengarten






Zu: „Jenseits der Humanität“ von Michael Paulwitz, JF 31-32/15

Passive Bevölkerungspolitik

Es ist an der Zeit, dem täglich von Staatsfunk und Presse verbreiteten Begriff „Flüchtling“ die Unschärfe zu nehmen, indem klar getrennt wird, wer als solcher zu gelten hat und wer nicht. Alles andere ist Augenwischerei und letztlich ein nicht hinnehmbarer Affront gegenüber dem Souverän des Volkes. Die Bürger in einem Staat mit demokratischem Selbstverständnis haben sowohl ein Recht auf ungefiltertes, ohne ideologische Scheuklappen aufbereitetes Informationsmaterial, als auch auf die konsequente Anwendung bestehender Gesetze. Mit beidem ist es offensichtlich nicht allzu weit her. 

Dabei bestehen durch internationale Übereinkünfte genuine Bestimmungen. Artikel 1 der von der Bundesrepublik unterzeichneten Genfer Flüchtlingskonvention charakterisiert als Flüchtling, wer sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit er besitzt und in der Heimat wegen Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder einer unerwünschten politischen Überzeugung die wohlbegründete Furcht vor Verfolgung haben muß, dabei aber auf den Schutz durch die Sicherheitsmechanismen des Heimatlands nicht zählen kann. Genau da liegt der Hase im Pfeffer!

So werden für 2015 bis zu 550.000 Asylbewerber in Deutschland erwartet. Doch woher kommen die Antragsteller? Daß das Bürgerkriegsland Syrien die Liste anführt, ist nicht verwunderlich. Wenn in dieser Top-10-Liste aber auch die Balkanländer Kosovo, Albanien, Serbien und Mazedonien auftauchen, ist kritisches Hinterfragen Pflicht. Mazedonien und Serbien sind von der Bundesregierung als „sichere Herkunftsländer“ kategorisiert. Das bedeutet, daß für Angehörige dieser Nationen kein Rechtsanspruch auf Asyl bestehen kann. Und hat der EU-Beitrittskandidat Albanien, 25 Jahre nach dem Sturz des kommunistischen Regimes, ein Problem mit politischer Verfolgung? Das Kosovo mag angesichts der bislang noch mangelhaften internationalen Anerkennung (108 von 193 UN-Mitgliedsstaaten haben diesen Schritt bislang vollzogen) einen problematischen Status in der Weltgemeinschaft haben, doch befinden sich dort zur Friedenssicherung seit 1999 die unter Nato-Oberbefehl operierenden KFOR-Truppen. Und wieso werden Asylanträge „verfolgter“ Kosovaren nicht hauptsächlich im kulturell wie sprachlich verwandten Albanien gestellt? 

Die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz entstehenden Gesamtkosten mögen zwar relativ im Rahmen sein – 2013 bezogen 225.000 Personen insgesamt circa 1,5 Milliarden Euro –, doch darf nicht unterschlagen werden, daß 600.000 (!) hierzulande lebende Asylbewerber ausreisepflichtig sind. Dieser Zahl stehen nur 15.000 vollzogene Abschiebungen gegenüber, eine Quote von gerade einmal 2,5 Prozent! 

Die simplifizierende Betrachtungsweise, wonach Deutschland wegen der demographischen Entwicklung diese Menschen als „qualifizierte Fachkräfte“ dringend benötige, offenbart eine unzulängliche Staatsräson, die aus historischen Gründen jedem bevölkerungspolitischen Ansatz seit Jahrzehnten eine klare Absage erteilt. In anderen Ländern Europas stellt aktive Bevölkerungspolitik kein Tabu dar.

Matthias Kaiser, Hausach




Letzte Hoffnung: Helle Sachsen

Um Humanität geht es den Grünen und Linken nur vordergründig. Wer den heutigen Zustand Deutschlands betrachtet, sieht eine Realität jenseits der Legalität. Doch ein Land, das seine Grenz- und Finanzhoheit aufgibt, braucht sich nicht zu wundern, wenn es zur unselbständigen Provinz verkommt. Diese nicht mehr beherrschbare Einwanderung, uns als eine Immigration von Flüchtlingen verkauft, wird auch uns in den Ruin treiben. Die Linken und Grünen haben ja schon lange das Ziel, Deutschland als selbständigen Staat aufzulösen, um damit jedes Nationalbewußtsein auszuschalten. Wir nähern uns immer mehr dem Zustand an, der in den Ghettos der USA herrscht. Die westlichen deutschen Großstädte sind hierfür das anschaulichste Beispiel. Jetzt ist das Ziel eine Multikulti-Stadtlandschaft im Osten Deutschlands. Auch das werden die Gutmenschen und die Migrantenlobby schaffen. Es sei denn, der Sachse zeigt mal wieder, daß er wirklich helle ist.

Volker Krause, Arnsberg






Zu: „Von der Fahne gegangen“ von Jürgen Liminski, JF 31-32/15

Geld den Eltern, nicht der Kita

Eine wirkliche Wahlfreiheit bestünde bei der Kinderbetreuung, würden die Kosten für die Kitaplätze den Eltern als Betreuungsgeld ausgezahlt. Nach offiziellen Zahlen der Gemeinden betragen die Kosten für einen Kitaplatz im allgemeinen über 1.000 Euro pro Monat. Stünde dieser Betrag monatlich allen Eltern für ihre kita-berechtigten Kinder zur Verfügung, bestünde echte Wahlfreiheit. Die Eltern könnten dann zwischen Tagesmüttern, rüstigen Großeltern, privaten Kitas, die eventuell preiswerter und flexibler als staatliche wären, und zeitweise eigener Bereuung durch die Eltern zu Hause wählen. Mit dieser echten Wahlfreiheit hätte unser Staat sogar die Möglichkeit, Geld zu sparen. Es wäre auch denkbar, daß sich dadurch die Geburtenrate wieder erhöhte.

Dr. Ekart Schaarschmidt, Waldbronn






Zu: „‘Europa hat Tsipras nicht verstanden’“, im Gespräch mit Spiridon Paraskewopoulos, JF 31-32/15

Zahlen bis zum Jüngsten Tag

Alle Achtung vor Professor Paraskewo­poulos, der als Grieche eine so klare und sachliche Wertung vornimmt. Aber bei aller Bewertung, was tatsächlich hinter der Griechen-Krise steckt, fehlt die Kausalität zwischen den Möglichkeiten Tsipras’, die Geldgeber zu knebeln, und den Möglichkeiten, die diese tatsächlich haben. Es ist die Rolle der USA in diesem Poker um Griechenlands Verbleib im Euro. Wie aus informierten Kreisen von Bundestagsabgeordneten zu hören ist, darf der Druck aus Übersee auf die EU und insbesondere auf Deutschland nicht unterschätzt werden. Im Kern geht es um die Sicherung militärischer Interessen der Nato und insbesondere des Pentagons, die Rußland und China von Griechenland fernhalten wollen. Solange dieser Druck der USA fortbesteht, wird Tsipras handeln können, wie ihm beliebt. Die EU wird zahlen, bis zum „jüngsten Tag“. Bei den Politikern eines Landes, das wie Griechenland in den letzten 200 Jahren bereits vier mal pleite war, ist jede Hoffnung vergeblich.

Wolfgang Jörgens, Sophienhof/Thüringen






Zu: „‘Wir kennen das Risiko’“ von Hinrich Rohbohm, JF 31-32/15

Rache und gekränkte Eitelkeit

Es ist unverkennbar, was den ehemaligen AfD-Chef Bernd Lucke nach der verlorenen Kampfabstimmung um den AfD-Vorsitz umtreibt: der Wunsch nach Rache und gekränkte Eitelkeit. Dieses narzißtische Alfa-Männchen will jetzt nur noch die AfD zerstören, die er zuvor in zweieinhalb Jahren mit aufgebaut hat. Dafür gründet er die lächerliche Kleinpartei „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ – um der AfD möglichst viele Mitglieder abzuziehen. Er ist ein schlechter Verlierer. Es ist zu hoffen, daß Lucke mit seiner Alfa-Splittergruppe (die zudem autoritär und undemokratisch geführt wird) noch vor den nächsten Wahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt Schiffbruch erleidet. Das Programm von Alfa ist eine kuriose Mischung aus Technik-Optimismus (Gentechnik etc.), Euroskepsis bei gleichzeitig forcierter EU-Hörigkeit und Gutmenschentum („Abgrenzung von rechts“). 

Kurzzeitig wird die AfD durch die Angriffe ihres ehemaligen Mitgründers zwar geschwächt. Doch zugleich gibt es eine neue Aufbruchsstimmung in der Partei der Eurokritiker, nachdem die ewigen Querelen im Vorstand beendet sind. Diese Aufbruchsstimmung durfte ich vor kurzem in München bei einem umjubelten Vortrag von Alexander Gauland erleben. Frauke Petry führt die Partei nun in einem teamorientierten optimistischen Geist. Wenn jetzt die verbliebenen 20.000 Mitglieder ihr Engagement fortsetzen und auch mehr spenden, um die Verluste durch die Lucke-Fanclub-Abgaben auszugleichen, kann bis zu den Landtagswahlen im nächsten April ein Umschwung gelingen. Die Chance, eine demokratische Partei rechts der Union zu etablieren, ist immer noch gegeben.

Dr. oec. Peter Müller, München






Zu: „Wenn Berlin kurz still ist“ von Christian Vollradt, JF 31-32/15

Prototyp in Fettnäpfchen

Tut mir leid, aber Mißfelder war für mich der Prototyp des Berufspolitikers „vom Kreißsaal über den Hörsaal in den Plenarsaal“ – er hat seinen Lebtag nichts geschaffen, aber immer bei den richtigen Stellen rechtzeitig die Hand aufgehalten und ist kräftig ins Fettnäpfchen getreten. Bei der Außenpolitik konnte er nichts verderben, die wird eh woanders gemacht.

Eberhard Koenig, Baiern






Zu: „Pankraz, A. Tsipras und die vermeßbare Göttin“, JF 31-32/15

Keine Eulen nach Athen tragen

Günter Zehm einen außergewöhnlich begnadeten und kenntnisreichen Kolumnisten zu nennen, hieße wahrlich Eulen nach Athen zu tragen. Begeistert dieser Mann doch nun seit sage und schreibe vierzig Jahren – in der deutschen Journalistik eine schiere Ewigkeit – seine zahlreiche Leserschaft (zuerst in der Welt, dann im Rheinischen Merkur, heute in der JF) mit seinen zeitlosen und blitzgescheiten wöchentlichen Pankraz-Kolumnen, die ihresgleichen suchen. 

In der deutschen Publizistik gibt es nicht annähernd einen regelmäßig erscheinenden Text, eine Glosse oder Kolumne, der ein so langes und noch dazu ungemein erfolgreiches Dasein beschieden ist. Die erste Pankraz-Kolumne erschien im Juli 1975! So ist im Laufe der Jahrzehnte ein gewaltiges Œuvre entstanden, das, zwischen Buchdeckel gepreßt, eine ganze Bücherwand füllen würde. 

Dabei ist die Zehmsche Themenvielfalt beeindruckend, gibt es doch kaum einen Bereich (Politik, Philosophie, Naturwissenschaft, Biologie, Sprachwissenschaft u.v.m. ), den Zehm nicht in seiner unnachahmlichen Art mit funkelnden und wohlgesetzten Worten zum sprichwörtlichen „Leuchten“ und „Erhellen“ gebracht hat. Allein schon die Überschriften seiner Kolumnen sind Pretiosen, die sich der geneigte Leser auf der Zunge zergehen lassen muß und die eine unbändige Neugier auf den folgenden Text wecken. So findet man „Pankraz, die Folklore und die Sumo-Bäuche“ neben „Thomas Hobbes und die Prinzen im Schweinekoben“ bis zu „Pankraz, der Kurzschluß und die Lichtverschmutzung“ – ein herrliches Potpourri ganz unterschiedlicher „Lebenswelten“, die der Autor messerscharf und in gewohnt geschliffener Form aufbereitet.

So bleibt zu wünschen, daß Pankraz seine Fan-Gemeinde an dem Fundus seines reichhaltigen Wissens noch viele Jahre partizipieren läßt und seine Leser sich auch weiterhin allwöchentlich auf ein solch ungetrübtes Lesevergnügen freuen dürfen. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum 40. Geburtstag der Pankraz-Kolumne, ad multos annos, lieber Günter Zehm!

Wolfgang Erhardt, Sankt Augustin





Zu: „In den Reichsgrenzen von 1937“ von Klaus Noack, JF 30/15

Vertreibung vertraglich fixiert

Zum Potsdamer Abkommen ist anzufügen, daß formal die Siegermächte das Völkerrecht und die Grenzen Deutschlands von 1937 vorbehaltlich eines Friedensvertrags anerkannten. Faktisch heißt es aber im Artikel 13: „Die drei Regierungen haben die Frage unter allen Gesichtspunkten beraten und erkennen an, daß die Überführung der deutschen Bevölkerung oder Bestandteile derselben, die in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind, nach Deutschland durchgeführt werden muß. Sie stimmen darin überein, daß jede derartige Überführung, die stattfinden wird, in ordnungsgemäßer und humaner Weise erfolgen soll.“ Damit war klar, daß auf Gebiete, in der keine deutsche Bevölkerung mehr existiert, auch bei einem Friedensvertrag keine Ansprüche mehr erhoben werden können. So war es dann auch 1990 bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen zur Wiedervereinigung. Von der „humanen“ Vertreibung der Deutschen ganz zu schweigen.

Ulf Friedrich, Gelsenkirchen






Zu: „Er kämpfte gegen Konventionen“ von Wolfgang Kaufmann, JF 31-32/15

Unkonventionelle Ansicht

Über Vincent van Goghs vermutlichen Suizid vor 125 haben viele gelehrte Köpfe spekuliert und ihre Ansichten vorgetragen. Eins ist aber ganz sicher: Sören Kierkegaard befand sich nicht unter ihnen. Der große dänische Theologe starb schon 1855.

Dr. Wilfried Flach, Nuthe-Urstromtal