© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/15 / 07. August 2015

Hochschulkrise in den „antiintellektuellen“ USA: Verschuldung durch das College
Vor dem Platzen der Bildungsblase
(wm)

Das US-Hochschulsystem, seit Jahrzehnten unantastbares Vorbild deutscher Bildungspolitiker und von ihnen als „das beste der Welt“ gepriesen, steckt nach Ansicht des Berliner Politologen Jan-Werner Müller in einer tiefen Krise (Merkur, 793-2015). Nach der Immobilienblase drohe nun das Platzen der Bildungsblase. Denn die Kosten vor allem der privaten Universitäten steigen rasant. Private Colleges seien seit 2005 um 25 Prozent teuer geworden. Als „Marktführer“ verlange das Sarah Lawrence College derzeit 65.000 Dollar für ein Studienjahr. Als Folge derart kostspieligen Wissenskonsums hätten Uni-Absolventen „sagenhafte 1,3 Billionen Dollar“ Schulden angehäuft. Daher sind drei Viertel der US-Bürger der Ansicht, eine College-Ausbildung läge für sie „schlicht außer Reichweite“. Lobrednern der freien Bildungsmarktwirtschaft sollte zu denken geben, daß gerade die Lage an den „gewinnorientierten Hochschulen“ am düstersten aussehe, weil nur 25 Prozent der Studenten, denen hohe Kredite aufgeschwatzt worden seien, einen Abschluß erreichen. Die Hochschulkrise spiegele die Probleme eines „weitgehend antiintellektuellen Landes“ als ganzem. Vielleicht münde sie in eine postprofessorale Welt, in der jeder Wissen online vermarkte und die Google bereits als „Demokratisierung des Bildungszugangs“ anpreise. 


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