© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/15 / 07. August 2015

Ach, ist der Rasen schön grün
Kalifornien: Wegen Wasserknappheit sprühen Hausbesitzer ihre Gärten mit Farbe an
Richard Stoltz

Kailfornien ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Seit langem leidet der „Sonnenstaat“ an der Westküste der USA, einst „der Wüste abgerungen“, an überheißen Sommern und schrecklicher Trockenheit. Die mit modernster Technik ausgeklügelten Systeme künstlicher Wasserversorgung reichen oft kaum noch aus, um wenigstens den täglichen Flüssigkeitsbedarf der Bevölkerung sicherzustellen. Der Wasserpreis steigt in allen Regionen rapide an. Hier und da herrscht schon eine behördlich beaufsichtigte Wasserzuteilung.

Bisher war das Land stolz auf die großen Grünflächen, mit denen auch die sogenannten „kleinen Leute“ ihre Häuschen umgaben. Damit ist es jetzt vorbei. Aus dem grünen Rasen ist allerorten bräunliches, verdorrtes Gestrüpp geworden. Und nirgends gibt es Wasser, um dem Übel abzuhelfen. Die Wüste kehrt zurück. 

Was tun? Nun, sagt sich der echte Kalifornier, wenn es kein Wasser mehr gibt, so gibt es doch immerhin noch Wasserfarben, mit denen wir unseren armen vergilbten Rasen grün anmalen können. Und er schreitet umgehend zur Tat. Selbst dem eiligen Touristen fällt es auf. Keine hübsche Vorstadtsiedlung mehr, wo nicht mindestens einige Hausbesitzer gerade dabei sind, ihren Vorgartenrasen künstlich grün einzufärben. Der Bedarf an grüner Farbe ist mittlerweile riesig. Neue Firmen schießen empor, um dem Gesetz von Angebot und Nachfrage Genüge zu tun.

Im nahen Silicon Valley suchen die dort versammelten Kreativbolzen hektisch nach einschlägigen „Start-ups“. Wie können wir den Trend optimieren? Wie schnell läßt sich aus der aktuellen Farben-Hausse ein Algorithmus entwickeln, damit das Geschäft schließlich von ganz allein läuft und kontinuierlich schönen Gewinn abwirft?

 Es könnte freilich auch sein, daß hier – statt eines Start-ups – schon mal eine Art Endspiel erprobt wird. Wer seinen Rasen grün anmalen muß, um einen schönen Vorgarten vorzeigen zu können, den könnten demnächst die Wüstenfüchse fressen.