© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/15 / 07. August 2015

Puerto Rico: Was die Eurozone von den USA lernen kann
Staatsbankrott leichtgemacht
Ronald Gläser

Seit dem Beginn der Eurokrise hören wir immer wieder die gleichen Weisheiten von Politikern und Bankern. Die beiden wichtigstens Aussagen lauten, wir müßten Griechenland retten, weil die Eurozone sonst in Gefahr wäre, und wir brauchten eine Insolvenzordnung für Staaten. 

Beide Annahmen werden jetzt durch den Fall Puerto Rico widerlegt. Der Karibikstaat ist auch bankrott.  Er konnte vor einer Woche eine fällige Rückzahlung über 58 Millionen US-Dollar nicht bedienen. Insgesamt ist das Land, das knapp vier Millionen Einwohner hat, mit 73 Milliarden Dollar (66 Milliarden Euro) verschuldet. Möglicherweise wird Puerto Rico später seine Zahlungen wieder aufnehmen. Möglicherweise aber auch nicht. Für Investoren ist klar: Wer dem hochverschuldeten Inselstaat Geld gibt, der geht ein großes Risiko ein. Washington denkt nicht daran, seinem Protektorat aus der Patsche zu helfen. Im Gegenteil: In den USA mehren sich die Stimmen derjenigen, die den Staatsbankrott befürworten. 

Genauso hätten es die Eurozonen-Staaten seit 2010 halten müssen: Sie hätten Griechenland sang- und klaglos pleite gehen lassen müssen. Es hätte kaum spürbare Auswirkungen auf den Euro gehabt, so wie jetzt der Dollar unbeschadet aus der Puerto-Rico-Krise hervorgeht. Wahrscheinlich wäre ein harter Einschnitt gefolgt, weil Griechenland zunächst nicht mehr kreditwürdig gewesen wäre. Aber dafür wäre zum jetzigen Zeitpunkt Griechenland aus dem Gröbsten raus. Die jahrelange Grexit-Hängepartie, die Transfermilliarden, die fortgesetzte Arbeits- und Hoffnungslosigkeit, der Deutschenhaß – alles wäre uns erspart geblieben. 

Auch eine Insolvenzordnung ist genauso unnötig wie die sogenannte Euro-Rettung. Ein Bankrott ist wie ein Autounfall. Der läßt sich auch nicht planen. Ein Land kann nicht mehr zahlen und deklariert sich damit selbst als insolvent. Fertig. Wann das Vertrauen zurückkehrt, entscheiden die Marktteilnehmer – und nicht Bürokraten am Schreibtisch.