© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31_32/15 / 24. Juli 2015

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Triumph der Euro-Rebellen“, JF 29/15

Ehre, wem Ehre gebührt

Das Titelbild der triumphierenden Euro-Rebellen ist unvollständig. Sollte dereinst in einem europäischen Walhalla der mutigen und geradlinigen Kämpfer in der Eurokrise gedacht werden, werden mit Sicherheit zwei weitere Männer in der ersten Reihe stehen: Wilhelm Hankel und Bernd Lucke. 

Der im Januar 2014 verstorbene Hankel, ein im In- und Ausland renommierter Volkswirt und Währungsspezialist, hat in unzähligen Publikationen und Vorträgen von Anfang an vor den Risiken der europäischen Währungsunion mit ihren Geburtsfehlern gewarnt, vor den vorhersehbaren desaströsen Folgen dieses allein politisch motivierten bizarren Konstruktes so verschiedener Länder. Er war es, der schon anfangs realistische Wege aus der vorhersehbaren Krise aufzeigte und bis zuletzt, bereits von schwerer Krankheit gezeichnet, nicht müde wurde, einen realistischen Weg aus dem Desaster aufzuzeigen. 

Bernd Lucke indes hat mit großem persönlichen Einsatz, und das ohne die sichere Aktionsbasis einer etablierten Partei, trotz Diffamierung und übelster demagogischer Verletzungen seiner Person durch eine indoktrinierte und gut konzertierte mediale Öffentlichkeit, auf die grundlegenden Geburtsfehler in der Eurogruppe hingewiesen.

Dr. med. Horst A. Hoffmann, Kiel





Zu: „Merkel ist gescheitert“ von Bruno Bandulet, JF 29/15

Weibliches Stehaufmännchen

Es wäre schön, wenn sich das bewahrheitet, aber ich glaube es nicht. Frau Merkel ist ein weibliches Stehaufmännchen. Wutschnaubend sehe ich Fernsehnachrichten, wo sich ein Grieche (Journalist) beschwert, seine Rente von sagenhaften 3.500 Euro sei jetzt auf 1.500 Euro gekürzt worden. Mir kommen die Tränen! Wie viele deutsche Rentner bekommen 1.500 Euro? Ich als „reicher“ Deutscher mit 65 Jahren habe im Moment 868 Euro. Die meisten sind froh, über die 1.000 Euro zu kommen. 

Jahrelang wurde da gnadenlos abgezockt auf Kosten Europas, und jetzt beschwert sich der Grieche, daß er „so wenig“ Rente bekommt. Sämtliche Rentner Europas müßten gegen so eine Frechheit auf die Barrikaden gehen. Es ist eine erbärmliche Schmierenkomödie, die sich da zur Zeit abspielt, und Deutschland läßt sich vom Kommunisten Tsipras wie ein Ochse am Nasenring herumführen!

Peter Ziegenhorn, Höchstädt




Schuld hat der deutsche Gärnter

Bernd Lucke war richtig beraten, nur schnellstens seine neue Partei zu gründen und das Thema von vor der AfD-Gründung wieder aufzunehmen. Dennoch: Bevor nicht in Deutschland die Brücken einstürzen, wird die unsinnige Versorgung von Europleiteländern wohl nicht aufhören. Solange wird die „Rettung“ in Milliardenhöhen immer noch und immer weiter als die bessere Lösung bezeichnet werden von der deutschen Kanzlerin, die – augenscheinlich ihrem Auftrag von jenseits des Atlantiks gerecht werden muß? Inzwischen ist mir zumindest klar geworden: Sollte es einen europäischen Krieg geben, wenn dieser Karren in die Luft fliegt, ist am Ende immer der Gärtner schuld, oder in unserem Fall die Deutschen – wer sonst?

Dietlinde Bonnlander, Imst / Österreich






Zu: „Die Bewährung“ von Dieter Stein, JF 29/15

Ein Rechtsruck wäre fatal

Ein Rechtsruck der AfD wäre fatal. Er ist aber eher unwahrscheinlich. Unter den AfD-Mitgliedern befinden sich nach wie vor auch viele EU-Kritiker aus dem linksliberalen Milieu. Petry, die in ihrer Essener Schlußrede die programmatischen Schwerpunkte Euro-Kritik, Familien- und Mittelstandspolitik setzte, kann deshalb Kurs halten und durch einen kooperativen Stil mit programmatisch fundierter Bürgernähe gewinnen. 

Auch bei Höcke, der sich in internen Reden auf Richard von Weizsäcker und Franz Josef Strauß bezieht, bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich den Gesamtkurs ändern will. Schon die Selbstbezeichnung als „Flügel“ und die unterbliebenen Angriffe auf Personen zeigen, daß man sich als Ergänzung des innerparteilichen Spektrums versteht – die natürlich auch falschliegen und überstimmt werden kann. Formelhafte Abgrenzungen sind dagegen die Sargnägel der Demokratie, wenn sie die freie Diskussion unterbinden sollen. 

Selbst die von Stein genannten Republikaner wurden erst in dem Moment nicht mehr gewählt, als die Bundesregierung durch den Asylkompromiß und das Bundesverfassungsgericht durch sein Maastricht-Urteil tatsächliche Probleme entschärften. Bis zu einer ähnlichen Entwicklung bei der AfD muß es Petry geschafft haben, aus der heterogenen Basis eine Volkspartei mit eigener Identität zu schmieden, die nicht Systemfragen stellt, aber dennoch auch aus einer bürgernahen Kulturkritik über tagespolitische Fragen hinaus glaubwürdige Politik macht.

Claus-Georg Pleyer, Zirndorf



Eine wirkliche Alternative fehlt

Eine wirkliche Alternative tut not! Was 2013 hoffnungsvoll begann, ist seit dem Essener Parteitag auf dem besten Weg, zur politischen Resterampe für rechtskonservative und fundamentalistische Hasardeure zu verkommen. Das Personal hat sich verändert: es dominieren Verschwörungstheoretiker, „Systemkritiker“, Reichsbürger, Sektierer, Glücksritter und Hurra-Patrioten, während Liberal-Konservative, an Sachpolitik Interessierte zu Tausenden die AfD verlassen. 

Da aber viele Menschen sich weiterhin eine echte Alternative zur katastrophalen „Eurorettungspolitik“, zur chaotischen Zuwanderungspolitik oder dem Linksschwenk der CDU wünschen, steht die Gründung einer bürgerlichen, liberal-konservativen Reformpartei ohne die Rechtsausleger auf der Tagesordnung. Es gilt, zu den Zielen der Gründungsphase zurückzukehren.

Bernd Vogel, Loxstedt






Zum Lesereinspruch: „Keine Absolution“ von Paul E. Weiss, JF 29/15

Keine Apologie der Deutschen

Der Lesereinspruch befaßt sich mit meinem Beitrag „‘Ihr sollt die Wahrheit erben’“ (JF 24/15) und erinnert einleitend an das skandalöse Makulieren eines von mir verfaßten Aufsatzes durch die Bundeszentrale für politische Bildung, das seitens des Bundesverfassungsgerichts als verfassungswidrig mißbilligt worden ist. Dann meint der Verfasser des Einspruchs, das Makulieren habe bei mir ein Trauma ausgelöst: „Anders sind Löws fortgesetzte Apologien der Deutschen während der Judenvernichtung im Dritten Reich kaum zu erklären.“

Nein, ich bin nicht traumatisiert und habe noch nie die Deutschen pauschal exkulpiert! In dem makulierten Text, den jeder in meinem Buch „Adenauer hatte recht“ nachlesen kann, heißt es zusammenfassend: „Wir dürfen nicht zögern, die Verbrechen des NS-Regimes als wichtigen Teil der deutschen Geschichte, der deutschen Identität zu bekennen. Aber wir sollten jenen entgegentreten, die allgemein von deutscher Schuld sprechen, wenn damit gemeint ist, daß die große Mehrheit der damals lebenden Deutschen mitschuldig gewesen sei an einem der größten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte. Ein solcher Vorwurf ist ungeheuerlich, wenn er nicht bewiesen wird. Dieser Nachweis wurde bis heute nicht erbracht.“

Seit damals trage ich alle Zeitzeugnisse zusammen, die sich mit der Einstellung und Haltung unserer Vorfahren in der NS-Ära befassen. Allein das Buch „Deutsche Schuld 1933–1945 – Die ignorierten Antworten der Zeitzeugen“ enthält 354 (!) jüdische Quellen, Vorwort Klaus von Dohnanyi, Nachwort Alfred Grosser. Müßten sich nicht alle herausgefordert fühlen, wenn sie zu der Einsicht gelangen, daß in Deutschland heute die Entlastungszeugen, selbst Juden, nicht oder kaum Gehör finden. Warum? Damit die Deutschen pauschal und auf Dauer stigmatisiert werden können.

Prof. Dr. jur. Konrad Löw, Baierbrunn





Zu: „Im Visier“ von Detlef Kühn, JF 29/15

Übermenschliche Geduld

Detlef Kühn bin ich außerordentlich dankbar, daß er diese Lanze für Max Klaar bricht, hatte ich doch von der brandenburgischen Hetzkampagne gegen den ehemaligen Oberstleutnant der Bundeswehr gehört. 

Anläßlich meiner Dreharbeiten zu meinem Film „Üb’ immer Treu’ und Redlichkeit“ (über die Geschichte der Hof- und Garnisonkirche Potsdam) durfte ich 1990 Max Klaar in Iserlohn kennenlernen und vor der Rekonstruktion des Glockenspiels der Garnisonkirche auf dem Hofe der Kaserne interviewen. Ich lernte einen Offizier kennen, dem preußische Tugenden und zeitlos gültige positive preußische Traditionen sehr am Herzen lagen. Das von ihm initiierte Glockenspiel sollte nur ein Anfang sein; der Wiederaufbau der Kirche, dieses Kleinods märkischer Barockbaukunst, war sein erklärtes Ziel, und dafür sammelte er leidenschaftlich Spenden. Idealistisch und mit dem Optimismus der 1990er Jahre, versprach er sich ein Symbol der deutschen Einheit: die originalgetreue Kirche an gleicher Stelle, ein Gotteshaus, in dem preußische Geschichte kulminiert, so wie es Jahrhunderte überdauert hat. 

Womit er nicht rechnete, war der Widerstand ideologischer Betonköpfe in Potsdam, die sich für aufgeklärt und links hielten. Nachdem man dankbar das Glockenspiel entgegengenommen hatte, warfen die Potsdamer Genossen und grünen Gutmenschen ihm, wo sie nur konnten, Knüppel zwischen die Beine, weil sie diese Kirche – natürlich damals zeitgemäß gebaut als Militärkirche für die Militärseelsorge – allein auf den sogenannten „Tag von Potsdam“ reduzierten und einer „Weihestätte der Nationalsozialisten“ keine Wiederauferstehung  zustand. Als hätte die Kirche schuld an der Inszenierung vom 21. März 1933! Man stellte sich eine Art Bußstätte vor, wobei sie gottlob bei Max Klaar auf Granit bissen. 

Max Klaars übermenschliche Geduld war irgendwann erschöpft, und er gründete mit den gesammelten Millionen die Stiftung Preußisches Kulturerbe. Für mich steht außer Frage, daß er mit den Stiftungsmitteln nur Positives bewirken möchte. Wenn die berlin-brandenburgische Kirche versucht, dies abzublocken, obwohl Mittel für den Erhalt von Kirchen bitter nötig wären, dann schäme ich mich der Mitgliedschaft. 

Und was den 8. Mai betrifft, so ist es unbestreitbar, daß die Alliierten – die Sowjets schon gar nicht – keineswegs primär die Befreiung der Deutschen von einer Verbrecherbande zum Kriegsziel hatten, sondern die Mittelmacht Deutschland zerschlagen und wirtschaftlich ausschalten wollten. Wenn ein Hajo Funke Max Klaars Ansichten nicht zu teilen vermag und ihn offensichtlich als rechtsextrem einstuft und sein Stiftungsgeld als „kontaminiert“ bezeichnet, dann disqualifiziert sich der „Rechtsextremismusforscher“ selbst. Über den Beifall des Landtags und einiger Landesmedien muß man sich ohnehin nicht wundern.Möge Detlef Kühn recht behalten: Max Klaar sollte es nach seinen leidvollen Erfahrungen mit Potsdam kaltlassen.

Dirk Jungnickel, Berlin






Zu: „Plötzlich sitzen alle vereint am Tisch“ von Marc Zoellner, JF 29/15

Noch listiger als Odysseus

Bei nüchterner Betrachtung der Schmierenkomödie namens „Griechenland-Rettung“ komme ich unweigerlich zu dem Schluß, daß die Hellenen in Person des Alexis Tsipras einen neuen Volkshelden hervorgebracht haben. Es ist einfach genial, wie er, noch listiger als der legendäre Odysseus, immer wieder als strahlender Sieger hervorgeht und die gesamten EU-Politiker dumm dastehen läßt. Dabei ist es doch längst zum Naturgesetz geworden, daß auf jedes Rettungspaket für Griechenland ein neues folgt. Die europäische Politprominenz läßt sich immer wieder wie am Nasenring vorführen. 

Wie wäre es stattdessen, wenn unsere Kanzlerin in ihrer Freigebigkeit mir selbst mal eben einen Hunderttausender als Finanzhilfe zukommen ließe? Diese würde ich auch zurückzahlen, vorausgesetzt, ich bekäme zwei Hunderttausender als Rettungspaket, aus dem ich dann einen Teil zurückzahle. Und wenn die Mittel aufgebraucht sind? Na ganz einfach, dann folgt das nächste Rettungspaket! Die Hellenen haben sich jedenfalls durch List und Tücke ein monetäres Perpetuum mobile geschaffen, während für die europäischen Partner deren ungezügelte Freigebigkeit mittlerweile zur babylonischen Gefangenschaft wurde.

Ralf Möllering, Melle






Zu: „Mit Fulcrum über die Wende“ von Jürgen W. Schmidt, JF 25/15

Ungerechtfertigter Vergleich

Ich bin Manfred Skeries, der Autor des Buches „So war das eben“. Durch meinen Verlag wurde mir Ihre Rezension zu meinem Buch zugesandt. Der Rezensent, Herr Jürgen W. Schmidt, zieht, weit aus dem Rahmen des Buches fallend, nach eigenem Ermessen, aus anderen Quellen und ungerechtfertigt einen Vergleich mit einer Person der Geschichte. Ich distanziere mich ausdrücklich von diesem Vergleich einer nicht offen genannten Person in meinem Buch mit Hermann Göring. Meine Erlebnisse als Flieger und Offizier sind mir zu schade, um sie von einem solchen „Experten“ verunglimpfen zu lassen.

Manfred Skeries, Berlin