© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31_32/15 / 24. Juli 2015

Zitate

„Die Primitivität und Aggressivität, mit der Andersmeinende im Internet verfolgt werden, scheint mir denselben psychologischen Mechanismen zu folgen, die früher zu Lynchjustiz und Pogromen führten. (...) Der Shitstorm ist die Hexenverbrennung des 21. Jahrhunderts, Gott sei Dank bei angenehmen Temperaturen, ‘nur’ sozial, nicht physisch vernichtend.Dieser Vorgang wiederholt sich im Internet in immer schnellerer Frequenz. Es geht hier schon lange nicht mehr um Meinungsfreiheit. Es geht um Meinungshoheit. In den seltensten Fällen kommt es zum Austausch von Argumenten. Die Regel ist, daß die Vernichtung der abweichenden Meinung angestrebt wird, meist durch Überwältigung, Etikettierung, Beleidigung. Das Internet, vor allem die ‘sozialen Netzwerke’, sind insofern zum mittelalterlichen Marktplatz verkommen. Die Orte, an denen die Scheiterhaufen lodern, heißen Facebook und Twitter.“

Dieter Nuhr, Kabarettist, Autor und Moderator, auf „faz.net“ am 17. Juli 2015




„Die meisten der afrikanischen Flüchtlinge kommen nicht aus Bürgerkriegsländern. Die wenigsten sind direkt vom Hungertod bedroht. Viele gehören dem unteren Mittelstand an und sind verhältnismäßig gut ausgebildet. Aber sie haben jede Hoffnung verloren und sind bereit, für die Aussicht auf ein besseres Dasein ihr Leben zu riskieren. Jedes Land in Afrika sollte eigentlich verzweifeln angesichts des massenhaften Exodus seiner Hoffnungsträger. Daß sich afrikanische Gewaltherrscher darüber Sorgen machen, habe ich jedoch noch nicht gehört.“

Prinz Asfa-Wossen Asserat, Unternehmensberater und Autor, in der „FAZ“ vom 17. Juli 2015




„Mit der Rollenzuteilung und dem Hinweis auf die Nazivergangenheit appelliert man pfeilgrad an den deutschen Schuldkomplex. (...) Es gibt für uns häßliche Deutsche natürlich die Möglichkeit des vorauseilenden Gehorsams. Der liegt uns ja ohnehin im Blut. Wir können uns also zerknirscht an die Brust schlagen, weil wir nicht noch viel mehr bezahlen. (...) Gerade von der einstigen Weltmacht Großbritannien können wir lernen, mit Haß und Klischees umzugehen. Wenn man es ohnehin keinem Recht machen kann, dann entschuldigt man sich nicht und man beschwert sich auch nicht. Man buhlt nicht um Zuwendung und ignoriert die Häme – wie ein echter Gentleman.“

Dirk Schümer, Europakorrespondent, in der „Welt am Sonntag“ vom 19. Juli 2015




„Für jemanden, der von Wirtschaft nicht viel Ahnung hat oder lieber unbequeme Fragen außer acht läßt, klang die Schaffung einer europäischen Einheitswährung nach einer großartigen Idee. Es würde den Handel über nationale Grenzen einfacher machen und gleichzeitig als machtvolles Symbol der Einheit dienen. Wer hätte die großen Probleme vorhersehen können, die der Euro schlußendlich verursachen könnte? Ganz offensichtlich sehr viele Leute. (...) Der einzige große Fehler der Euroskeptiker war es, zu unterschätzen, wie groß der Schaden durch die Währungsunion sein wird.“

Paul Krugman, Wirtschaftsnobelpreisträger, in der „New York Times“ vom 20. Juli 2015